Erstellt am 2.8.2006
Artikel aus der Mainpost, geschrieben von Martina Schneider.
Erschienen am 28.Juni 2006 in der Mainpost Lohr, mit Ergänzungen von der Volkshochschule Marktheidenfeld und Klaus Weyer.
Musik als Balsam für den Schmerz
Mit stehenden Ovationen und einem donnernden Applaus bedankten sich die Zuhörer am Sonntagabend bei den Musikerinnen und Musikern des Ärzteorchesters Musica Medica, den Mitgliedern des Kammermusikkreises der Volkshochschule Marktheidenfeld sowie den Solisten.
Eineinhalb Stunden lang hatten die Künstler unter Leitung von Dr. Georg Kaiser im Rahmen ihres diesjährigen Benefizkonzertes zu Gunsten der ehemaligen Abteikirche das Publikum in der voll besetzten Neustädter Pfarrkirche St. Michael und Gertrud musikalisch verwöhnt. Erst nach drei Zugaben durften sie die ehrwürdigen Hallen wieder verlassen.
Bereits seit einigen Jahren spielen die Künstler unentgeltlich und geben die Spenden an die Neustädter Pfarrkirche. Im vergangenen Jahr habe man von der großzügigen Spende des Ärzteorchesters den neuen Himmel für die Pfarrei anschaffen können, dankte Pfarrer Alkuin Mahr dem Ensemble um Dr. Kaiser. In diesem Jahr sollen die Spenden in die Renovierung des Glockengeläutes fließen.
Mit Main-Spessart-Landrat Armin Grein und Minister Eberhard Sinner, dem Chef der bayerischen Staatskanzlei, hatten am Samstagabend auch hochkarätige Politiker den Weg in die ehemalige Basilika gefunden. Passend zum Thema des Abends "Musik ist die Gefährtin des Frohsinns und Balsam für den Schmerz" setzten Kaiser und seine Musiker mit Stücken aus der Barockmusik die Schwerpunkte in ihrem eindrucksvollen Konzertabend.
Unter anderem brachten die Künstler das Agnus Dei aus der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart sowie Werke von Bach, Vivaldi, Purcell, Rameau und Massenet zu Gehör. Die elf Solisten - ob an Violine, Saxophon, Piccoloblockflöte, Trompete, Orgel oder Pauken - sowie die beiden Sopranistinnen und der Tenor harmonierten unter der Führung Kaisers im besten Einklang mit dem Orchester, das wie immer in der Apsis der Abteikirche Platz genommen hatte.
Mit ihren eindrucksvollen Pantomimen zu den Themen "Gott ist die Liebe" von Papst Benedikt XVI. und "Der Mensch, das unbekannte Wesen" von Kurt Tucholsky setzte Kornelia Schilling, getragen von der Musik, zusätzliche Akzente in einem ohnehin schon reichhaltigen und farbenfrohen Programm.
Gewagt, eigenwillig und doch sehr gekonnt interpretierten die Musiker am Ende des eineinhalbstündigen Programms eine Jazz-Improvisation der "Freude schöner Götterfunken" aus Beethovens 9. Sinfonie, bevor die Volksweise und Europahymne von Ludwig van Beethoven am Ende des Konzertabends, begleitet vom Orchester, von Musikern und vom Publikum gemeinsam gesungen wurde. Danach war es nur kurz mucksmäuschenstill, bevor die Gäste die Künstler mit schier nicht enden wollendem Applaus feierten.
Benefizkonzert am Sonntag, 25. Juni 2006, 18.00 Uhr
MUSICA MEDICA e. V. und Mitglieder des Kammermusikkreises der Volkshochschule Marktheidenfeld e. V.
Das Motto des Benefizkonzert:
“Musica Letitiae Comes Medicina Dolorum“
“Musik ist die Gefährtin des Frohsinns und Balsam für den Schmerz“
Das Konzert gestaltete „Musica Medica“. Dieser Verein besteht überwiegend aus Ärzten, die Musik als Ausgleich in ihrem schweren Berufsleben sehen. Musica Medica umrahmt internationale medizinische Kongresse. Sie gastierte mit Konzerten in der Schweiz, in Italien, Schlesien und Polen. Sie unterstützt junge Musiktalente, um ihnen den Start in das Musikleben zu erleichtern. Musica Medica stellt den Reinerlös aus Konzerten sozialen und kulturellen Zwecken zur Verfügung. So wird dieser heute der ehemaligen Benediktinerabtei Neustadt/Main überlassen.
Programm
Gesamtleitung Dr. Georg Kaiser
J. S. Bach (1685 – 1750) AIR – Suite Nr. 3 D-Dur, für Streicher
Mit Pantomime “Gott ist die Liebe“, Enzyklika “Deus Caritas Est“
Papst Benedikt XVI., Rom im Dezember 2005
„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm’’ (1 Joh 4, 16). In diesen Worten aus dem Ersten Johannesbrief ist die Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges in einzigartiger Klarheit ausgesprochen. Außerdem gibt uns Johannes in demselben Vers auch sozusagen eine Formel der christlichen Existenz: ,,Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt’’ (vgl. 4, 16).
Die Liebe Gottes zu uns ist eine Grundfrage des Lebens und wirft entscheidende Fragen danach auf, wer Gott ist und wer wir selber sind. Zunächst aber steht uns diesbezüglich ein sprachliches Problem im Weg. Das Wort ,,Liebe’’ ist heute zu einem der meist gebrauchten und auch missbrauchten Wörter geworden, mit dem wir völlig verschiedene Bedeutungen verbinden. Auch wenn das Thema dieses Rundschreibens sich auf die Frage nach dem Verständnis und der Praxis der Liebe gemäß der Heiligen Schrift und der Überlieferung der Kirche konzentriert, können wir doch nicht einfach von dem absehen, was dieses Wort in den verschiedenen Kulturen und im gegenwärtigen Sprachgebrauch aussagt.
A. Vivaldi (1678 – 1741) LARGO – Konzert D-Dur
Piccoloblockflöte und Streicher
W. A. Mozart (1756 – 1791) AGNUS DEI – Krönungsmesse
Sopran und Orchester
J. S. Bach (1685 – 1750) ALLEGRO – Violinkonzert E-Dur, BWV 1042
Ph. Rameau (1683 – 1764) AIRS DE TRIOMPHE
Gal – Animé - Gai
zwei Trompeten, Orgel und Pauken
J. S. Bach (1685 – 1750) LARGO ma non tanto
Konzert für zwei Violinen und Streicher
W. A. Mozart (1756 – 1791) SUB TUUM PRAESIDIUM – KV 198
Sopran-Duett und Streicher
J. Massenet (1842 – 1912) MEDITATION
Violine Solo und Streicher
J. Pachelbel (1653 – 1706) KANON, Orchester
Mit Pantomime „Der Mensch, das unbekannte Wesen“
(Kurt Tucholsky, 1931)
Der Mensch möchte nicht gerne sterben, weil er nicht weiß, was dann kommt. Bildet er sich ein es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern, weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heißt hier: ewig.
Im Übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlecht Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot. Neben den Menschen gibt es noch Sachsen und Amerikaner, aber die haben wir noch nicht gehabt und bekommen Zoologie erst in der nächsten Klasse.
H. Purcell (1659 – 1695) THE INDIAN QUEEN, Trompete und Orchester
Fränkisches Marienlied, Improvisation Orgel
L. v. Beethoven (1770 – 1827) “FREUDE, SCHÖNER GÖTTERFUNKEN“
aus der 9. Sinfonie (1824), Quartett – Orchester
Ludwig van Beethoven
Geb. 16. Dezember 1770 in Bonn
Gest. 26. März 1827 in Wien
Ode an die Freude
Von Friedrich Schiller, aus dem Jahre 1785
Geb. 10. November 1759 in Marbach am Neckar
Gest. 9. Mai 1805 in Weimar
Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten Feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuss der ganzen Welt!
|: Brüder, überm Sternenzelt Muss ein lieber Vater wohnen.
Solisten
Dr. Birgit Hartmann Sopran
Julia Frank Sopran
Heinrich Voth Tenor
Roswitha Pax Violine
Phil Tiemeyer Violine
Jessica Thamm Saxophon
Dr. Marie Weiss Piccoloblockflöte
Bernhard Winning Trompete
Dr. Johannes Winning Trompete
Rudolf Müller Orgel/Continuo
Johannes Richter Pauken
Kornelia Schilling Pantomimin
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