Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
  1843 

Neustadt 1843
Neustadt im Jahre 1843. Das Gasthaus Krone befand sich damals auf der Flurnummer 120. Später diente das Haus den Franziskanerinnen als Kloster.
  Sr. Gertrudis 

Franziskanerin aus Dillingen
Sr. Gertrudis (Agnes) Brand mit Ihren Neffen Josef (links) und Friedrich Weyer (rechts), mein Vater
  Das Mutterhaus 

Link zum Kloster Medingen
Dillinger Franziskanerinnen, Provinz Maria Medingen
  Die Franziskanerinnen in Neustadt und Erlach am Main 

Klaus Weyer, erstellt am 22.01.2007, aktualisiert am 21.10.2022

Die Franziskanerinnen - Sorge für Kinder, Alte und Kranke in Neustadt und Erlach am Main

Für den "104-jährigen Aufenthalt" der aus dem Kloster Medingen stammenden Dillinger Franziskanerinnen in Neustadt war Pfarrer Georg Link verantwortlich. Der Geistliche, der 1848 nach Neustadt kam und dort bis zu seinem Tod im Jahr 1901 lebte und wirkte, holte am 23. August 1855 drei Franziskaner-Ordensfrauen in die Gemeinde. König Max II. von Bayern genehmigte am 7. Dezember 1854 die Gründung der Franziskanerinnenklöster in Neustadt und Sendelbach.

Am 23. August 1855 kamen auf Ansuchen des Ortsgeistlichen, Pfarrer Link, die Klosterfrauen M. Laurentia, M. Ida und M. Mechthild aus dem Kloster Medingen mit einem Kahn in Neustadt an und wurden unter dem Geläut der Glocken von Pfarrer Link, der Schuljugend und der ganzen Gemeinde am Mainufer abgeholt und in die Kirche geleitet. Begleitet wurden die Schwestern von ihrem Beichtvater Professor Wagner aus Dillingen.

Die Franziskanerinnen lebten von Anfang an in dem Haus direkt hinter dem Marienbrunnen, heute Ecke Spessartstraße/Pfarrer-Link-Straße. Das Haus war von Fürst Löwenstein und dem Mutterhaus Dillingen käuflich erworben und hergerichtet worden. In dem Haus befand sich bis 1847 die Gastwirtschaft zur "Krone". Die heutige Krone wurde erst 1847 von Johannes Brand erbaut. Danke an Maria Ott für die Informationen.

Bereits am 28. August 1855 eröffneten die Ordensfrauen in Neustadt eine Werktagsschule und am 2. September die Feiertagsschule. Am 10. September 1855 folgte die Einrichtung des ersten Neustädter Kindergartens.

Karl Heinrich, Fürst Löwenstein von 1849 bis 1907, war zu der Zeit der Gönner der Franziskanerinnen-Schwestern.

Eng verbunden mit dem Schwesternhaus in Neustadt ist der Name des Fürsten zu Löwenstein, sein Name geht durch die ganze Chronik der Franziskanerinnen. In den ersten zwanzig Jahren des Bestehens wurde das Haus ganz auf Kosten des Fürsten unterhalten. 1878 wurde das Haus dem fürstlichen Rentamt unterstellt.

1862 und 1876 war Hochwasser, das ganze Haus stand unter Wasser.

1870+79 war der Vorprozess und Prozess der Pfarrei Neustadt (Pfarrer Link) gegen die fürstlich Löwensteinsche Standesherrschaft. Der Fürst verliert, die Pfarrei erhält nach 75 Jahren die ihr zustehenden Wiesen.

1882, im 2ten Prozess über 30.000 Mark Schadensersatz unterliegt die Pfarrei Neustadt vor dem königlichen Landgericht in Aschaffenburg gegen den Fürst Löwenstein.

Am 23. Februar 1901 stirbt der Mentor der Franziskanerinnen, Pfarrer Georg Link, er starb nach fast 53 Jahren als Pfarrer in Neustadt.

1907, Eintritt von Karl Heinrich, Fürst Löwenstein, als Frater Raymundus Maria OP, in das Dominikanerkloster Venlo/Niederlande. Hat sein Rücktritt etwas mit Pfarrer Link zu tun?

1909 kamen die Dominikanerinnen nach Neustadt, ist das ein Zufall?

1925 wurde ein Neubau erstellt, das Haus, in dem sich auch heute noch der Kindergarten befindet. Neben dem Kindergarten waren auch noch die Handarbeitsschule und einige Zimmer für erholungsbedürftige Schwestern untergebracht. 1939 wurde durch die nationalsozialistische Regierung die Planstelle an der Volksschule aufgelöst. Nach dem Kriege bekamen die Schwestern wieder ihr altes Recht, konnten jedoch die Schulstelle durch den starken Schwesternmangel nicht mehr besetzen. Eine Schwester der Ursulinen aus Würzburg war daraufhin vier Jahre an der Schule tätig.

Hundertjähriges Bestehen im Jahre 1955.

1955 hatte Neustadt noch vier Franziskanerinnen-Schwestern. Es waren die Mutter Oberin M. Gandine (seit 1943 in Neustadt), die Kinderschwester M. Helda (seit 1944), die Krankenschwester M. Trudberga (seit 1941) und die Haus- und Küchenschwester M. Salvia (seit 1954).

Die Ordensfrauen kümmerten sich um den Kindergarten, der heute noch besteht, unterrichteten die Schulkinder (das war zu meiner Zeit nicht mehr) und versorgten die Alten und Kranken im Ort. Ich kann mich selbst noch an denn Kindergarten mit den Franziskanerinnen erinnern.

Mehr als 100 Jahre lebten und wirkten die Ordensfrauen in Neustadt, bis sie im August 1959 vom Mutterhaus zurückgerufen wurden und die Gemeinde Neustadt traurig in Richtung Dillingen verließen.

Das ehemalige Benediktinerkloster, mit seiner Ruine, war bestimmt schon vor 1959 im Besitz der Dominikanerinnen. Im darauffolgenden Jahr, am 1. Juli 1960, erfolgte der Abriss der Klosterruine. Die Planungen für das neue Dominikanerinnen-Kloster mussten schon um 1958, oder noch früher, begonnen haben. Und das wusste das Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen, und zog die Schwestern im August 1959 ab.


Am 3. März 1962 weihte Bischof Josef Stangl das neu gebaute Kloster Missionshaus St. Josef der Dominikanerinnen ein.

Der Abschied war für beide Seiten schmerzlich. Sowohl die Schwestern hingen mit ganzer Seele an den Neustädtern und ihrer Arbeit und die Neustädter verehrten und liebten „ihre Schwestern“. In einer Abschieds-Feierstunde im Gotteshaus dankte Pfarrer Thomas Maier den Franziskanerinnen für ihr stilles und segensreiches Wirken sowohl in Neustadt als auch Erlach.

In einer Abschiedsfeier der Gemeinde sagte Bürgermeister Ott den scheidenden vier Schwestern ein aufrichtiges und herzliches Dankeswort für ihr selbstloses Wirken. Es habe nicht nur ein jederzeit gutes Einvernehmen zwischen den Schwestern und der Gemeinde bestanden, sondern darüber hinaus hätten die Schwestern auch die Liebe der Neustädter erworben. Auch Oberlehrer Troll dankte den Schwestern mit herzlichen Worten. Schwester Oberin Euthymia sagte tief gerührt ein „Vergelts-Gott“. Viele Hände mussten die Schwestern dann zum Abschied schütteln.


Die Ordensschwester aus Neustadt.
Drei Frauen aus Neustadt traten bis heute in das Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen ein.

Sr. Gertrudis (Agnes) Brand, die Tante meines Vaters, wurde 1895 in Neustadt geboren. Sie unterrichtete auch einige Jahre in der Lohrer Mädchenschule und ist 1951 in Lauterhofen bei Neumarkt gestorben.

Sr. Luitberga (Maria, Genoveva) Franz wurde 1893 in Neustadt geboren und starb 1956 in Kemmern bei Bamberg.

Sr. Wendelina Wolf wurde am 10. 5. 1867 in Neustadt geboren. Sie legte den Profess am 24. 8. 1891 ab. 1913 lebte sie als Laienschwester im Frauenkloster in Sendelbach.


Nachfolgende Franziskanerinnen sind in Neustadt begraben:

M. Emma Müller geb. 1832 gest. 2.Okt.1867 35 Jahre

M. Martina Bach geb. 1841 gest. Jan. 1876 35 Jahre

M. Stylita Leberer geb. 29. Sept. 1879 gest. 14. Dez. 1906 27 Jahre

M. Rosamunda Queitsch geb. 25. Febr. 1881 gest. 19. Dez. 1906 25 Jahre

M. Perpetua Fischer geb. 29. Mai 1852 gest. 20. Mai 1919 66 Jahre

M. Bonaventura Mayr geb. 5. Juni 1848 gest. 21. März 1925 76 Jahre


Die Dillinger Franziskanerinnen heute:
Derzeit gehören ca. 360 Schwestern der Kongregation an.



  Übersicht & Suche 

Suchen + Sitemap
  Neustadt 

Grab der Franziskanerinnen Neustadt am Main
Grab der Franziskanerinnen Neustadt am Main
In Neustadt begraben: M. Emma Müller, M. Martina Bach, M. Stylita Leberer, M. Rosamunda Queitsch, M. Perpetua Fischer und M. Bonaventura Mayr
Copyright 2005-2024, Klaus Weyer
*