Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
Bild Martina Schneider
Männer außer Rand und Band: Uwe Lattin, Peter Gowor und Wolfgang Maier ließen auf der Neustadter Theaterbühne die Hüllen fallen. 121 Zuschauer genossen die Vorstellung.
   

   

   

   

  Hin und Weg Theater Oktober 2006 

Erstellt am 22.10.2006

 

 

Drei Männer, vier Frauen, ein Strip

Erschienen am 23.10.2006 in der Mainpost Lohr, von Martina Schneider

 

 

Eine bodenleere Autobatterie, zwei Liter frisches Blut, drei "rustikale" Männer, die dem ewigen Dosenfraß überdrüssig waren und vier zeitweise absolut hysterische Weiber sorgten am Freitagabend für ordentlich Kopfzerbrechen im vollbesetzten Neustadter Pfarrheim.

 

Fast drei Stunden lang rätselten die 121 Zuschauer über die Verwicklungen, in die sich die sieben Schauspieler des Neustadter Hin und Weg Theaters bei der Premiere des komischen Dreiakters "Gestrandet" von Mary Bakker-Schoon ein ums andere Mal verstrickten. Ging es wirklich um organisierten Organhandel oder vielleicht doch nur um eine romantische Liebesgeschichte? Wollten die drei ruppigen Mannsbilder lediglich statt Dosenfraß endlich einmal wieder Hausmannskost genießen? Oder hatten sie am Ende doch ganz anderes im Sinn, als sie die vier Frauen, die mit ihrem Wagen mitten in der Näuschter Wildnis liegen geblieben waren, plötzlich nicht mehr gehen lassen wollten?

 

Die Auflösung gab es gegen 2215 Uhr. Und einen bühnenreifen Stripp obendrein: Uwe Lattin, Peter Gowor und Wolfgang Maier ließen zu Joe Cockers "You can leave your hat on" bis auf die lange weiße Feinripp-Unterhose alle Hüllen fallen.

 

Doch zurück zum Anfang der Geschichte: Vier Freundinnen wollen am Wochenende mal so richtig was erleben. Sie möchten die "Chippendales" sehen. "Des sin so knackiche Männer mit winzigen Unterhöslich", erklärt Elisabeth Krimm alias Theresa und schleckt sich die Finger ab. Doch dieser Genuß bleibt den vier Grazien bis zum Schluß des Theaterstücks verwehrt. Denn ihr Auto macht mitten im Spessart, besser gesagt in Näuscht, kurzerhand schlapp.

 

Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht werden die Frauen in Bauer Gebhardts Häuschen fündig. Der ruppige Landwirt, von Uwe Lattin dargestellt, lehrt den Frauen ordentlich das Fürchten. Zumal die neugierigen "Weiber" in der guten Stube unter dem Bett einen Koffer mit drei Totenschädeln und einigen Knochenresten finden.

 

Weder Kosten noch Mühen scheuten die Akteure des Hin und Weg Theaters für ihr Bühnenbild, die Requisiten und ihre Kostüme. Da muss auch schon mal der Brauthut der eigenen Schwester herhalten oder es wird bei der Suche nach etwas Brauchbarem der Faschingsfundus der Mutter durchgekramt. Das Resultat paßte ebenso perfekt zusammen wie die Rollen, die den Laienkünstlern auf den Leib geschrieben zu sein schienen.

 

Treffsicher hatten die beiden Regisseurinnen Edith Ebert und Sabine Bogen auch in diesem Jahr ein Stück gewählt, bei dem ihre Schauspieler alle Register ihres Könnens ziehen konnten. Ob der polternde Bauer Gerhart (Uwe Lattin), der etwas vertrottelte und schließlich über beide Ohren verliebte Wilderer Herbert (Peter Gowor), der verkappte Vamp (Elisabeth Krimm), die forsche und bestimmende Schwester (Conny Maier), die nicht nur Dr. Metz (Wolfgang Maier) das Fürchten lehrte oder die resolute Christa (Ulla Steinbauer) und die nervige Lisa (Petra Urban) jeder Charakter hatte seinen passenden Darsteller gefunden.

 

Auch die alte Küchenuhr, die ganz plötzlich mitten im Stück das Schlagen anfing, konnte die Schauspieler nicht aus dem Konzept bringen. Außerdem tranken sich die Männer auf der Bühne ohnehin mit Klarem Mut an oder war es doch nur klares Wasser, das sie so flott in ihre Kehlen fließen ließen? Der Likör, den sich die vier Damen gegen Ende genehmigten, war hingegen echt.

 

Weitere Vorstellungen sind am Freitag und Samstag, 27. und 28. Oktober.

Unter Tel. (0 93 93) 99 78 10 kann man noch Plätze reservieren.

 

 

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