Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
Ein ehemaliger katholischer Priester
Heinrich Munk
   

Erkenntnisse um 1900
Die veralterten Erkenntnisse von um 1900 zur zeitlichen Einordnung der Schriften im Neuen Testament
   

Die neuen Erkenntnisse
Die neuen Erkenntnisse von 2008 zur zeitlichen Einordnung der Schriften im Neuen Testament
  Wer schrieb die Briefe des Apostel Paulus? 

Erstellt am 25.10.2008


Wer schrieb die Briefe des Apostel Paulus?
Die Entstehung der Schriften des NT 

Ein Artikel von Heinrich Munk. Ergänzungen von mir [Klaus Weyer] in eckigen Klammern.

 

Die oben stehende Frage mag Sie überraschen. Wer soll sie denn geschrieben haben wenn nicht Paulus? So steht es doch in vielen seiner Briefe: "Den Gruß schreibe ich, Paulus, eigenhändig. Das ist mein Zeichen in jedem Brief, so schreibe ich" (2 Thess 3,17). In den Gottesdiensten der Kirchen beginnen viele Lesungen mit den Worten: "Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die...". Allerdings, wenn man genau hinsieht, wird die Sache schnell kompliziert: Es gibt insgesamt 21 so genannte Briefe im NT, die angeblich von Aposteln geschrieben wurden: 2 Petrusbriefe, 3 Johannesbriefe, ein Judasbrief, ein Brief des Jakobus. In allein 13 Briefen wird in aller Deutlichkeit behauptet, der Apostel Paulus sei ihr Verfasser.

 

Bis zum Jahre 1900 hat man diesen Aussagen geglaubt. Um 1900 ist man aber allem nachgegangen, hat den Wortlaut aller Texte sorgfältig analysiert, ihre Wortwahl miteinander verglichen und ihren historischen Hintergrund überprüft. Am Anfang sehr zögerlich, aber nach und nach immer sehr sicherer kamen die Fachleute zum Ergebnis: Wenigstens sieben dieser Briefe (2 Thess, Kol, Eph, 1 und 2 Tim, Titus, Hebr) können nicht aus der Feder des Apostels Paulus stammen, sie sind irgendwann gegen Ende des 1.Jahrhunderts entstanden, als Paulus schon 40 Jahre tot war.

 

Das Gleiche gilt auch für andere Schriften des NT:

Der Apostel Petrus hat nicht die Petrusbriefe geschrieben, Johannes nicht die Johannesbriefe, Jakobus nicht den Jakobusbrief und Judas (nicht identisch mit dem Verräter) nicht den Judasbrief. Sie alle sind Produkte der frühen Kirche aus der Jahrhundertwende, keiner von ihnen hat einen Apostel zum Autor, auch wenn das im Brief behauptet wird. Das war zunächst ein großer Schock für die Fachwelt, hatte man doch während der ganzen Kirchengeschichte den Aussagen in diesen Schreiben geglaubt. Allerdings ist dieses Wissen kaum in das Bewusstsein der Gläubigen gedrungen.

 

Es blieb ja noch ein Trost: Man hatte ja noch die sieben [angeblich] „echten“ Paulusbriefe: Röm, 1 und 2 Kor, Gal, 1 Thess, Phil, Philemon. Bei ihnen war man sich sicher: Hier spricht tatsächlich der Apostel Paulus selbst. Er hat sie in den fünfziger Jahren des 1. Jahrhunderts persönlich verfasst und von Boten zu den angegebenen Gemeinden bringen lassen. Sie sind Zeugnisse aus der ersten Christengeneration, entstanden gut 20 Jahre nach Tod und Auferstehung Jesu. Sie sind die ältesten Dokumente der Christenheit, noch älter und damit ursprünglicher als die vier Evangelien, von denen man inzwischen weiß, dass sie in den Jahrzehnten zwischen 70 und 100 nach Christus geschrieben wurden. Mit den echten Paulusbriefen verfügte man über eine feste Basis christlichen Glaubens und glaubte mit ihnen die Verschiebung der übrigen Briefe ins 2.Jahrhundert verschmerzen zu können.

 

In der ersten graphischen Darstellung gebe ich den derzeitigen Stand der Forschung wieder [Die Erkenntnisse von um 1900]. Sie können dort auf einen Blick entnehmen, dass danach alle Schriften des NT im Zeitraum zwischen 70 und 120 n. Chr. entstanden sind, als die erste Christengeneration schon verstorben war. Nur die sieben [angeblich] "echten" Briefe des Paulus bilden danach eine Ausnahme, sie wurden schon in den fünfziger Jahren vom Apostel Paulus selbst verfasst, lange vor allen anderen Schriften.

 

[Erläuterungen zur folgenden Grafik:

MK       = Markus-Evangelium, Markus ist kein Jesus-Apostel.

MT       = Matthäus-Evangelium, Matthäus ist nicht identisch mit dem Jesus-Apostel Matthäus.

LK        = Lukas-Evangelium, Lukas ist nicht identisch mit dem treuen Gefährten von Paulus.

JOH     = Johannes-Evangelium, Johannes ist kein Jesus-Apostel.

APG     = Apostelgeschichte, Fortsetzung des Lukas-Evangelium.

APK     = Apokalypse, Offenbarung des Johannes.

Alle Kästen mit nicht fetter Schrift sind Briefe.]

 

 

Das Paulus – Paradigma [= Denkmuster]

Es ist ein schwieriges Unterfangen, diese allgemein akzeptierte Annahme in Frage zu stellen. In der exegetischen Fachwissenschaft wird die Echtheit der oben genannten Briefe von niemandem bestritten. Man kann schon darüber staunen, mit welche Akribie und Sorgfalt das ganze NT analysiert und kommentiert wurde. Wer wagt es schon, eine solche Fachkompetenz anzuzweifeln?

 

Auf der anderen Seite wundere ich mich beim Lesen dieser Fachliteratur immer wieder darüber, dass die Wissenschaftler trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung über die Paulusbriefe darin nicht zu eindeutigen Ergebnissen kommen. Zu jeder mühsam entwickelten Lösung gibt es eine begründete Gegenposition. Die Diskussion scheint sich im Kreise zu drehen, ein einsichtiger Ausweg ist nicht in Sicht.

 

Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen:

Im unbestritten echten 1. Thessalonicherbrief stehen Äußerungen, die man nur als antisemitisch bezeichnen kann: "Brüder, ihr seid den Gemeinden Gottes in Judäa gleich geworden, die sich zu Christus Jesus bekennen. Ihr habt von euren Mitbürgern das gleiche erlitten wie jene von den Juden. Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet: auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind die Feinde aller Menschen: sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn (Gottes) ist schon über sie gekommen" (2,14 - 16).

 

Im Römerbrief steht das Gegenteil: "So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat" (11, 1f). Im Folgenden werden die Christen mit Zweigen verglichen, mit denen der jüdische Olivenbaum veredelt wurde.

 

Alle möglichen Vorschläge wurden gemacht, um diesen Widerspruch aufzulösen: 1 Thess 2,14 f sei ein späterer Einschub, der nicht zum ursprünglichen Text gehöre (eine so genannte Interpolation). Genau diese Meinung wird wissenschaftlich exakt widerlegt, indem durch die Untersuchung der Sprache nachgewiesen wird, dass diese Sätze zum Kontext gehören. Wenn das so ist, bleibt es den Theologen überlassen, den Widerspruch weg zu interpretieren: Paulus mache hier nur eine Ankündigung für die Zukunft, die sich (leider) mit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer bald bewahrheiten sollte (Päpstliche Bibelkommission, "Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der Bibel", Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 152, vom 24.5.2001, S.152f). Oder Paulus lasse sich hier zu einer heftigen Polemik gegen lokale jüdische Maßnahmen hinreißen, die nicht verallgemeinert werden dürfe (Gerd Theißen, "Die Religion der ersten Christen", Gütersloh 2000 S. 231). Dagegen spricht wieder der Satz: "Der ganze Zorn Gottes ist schon über sie gekommen", der in ähnlicher Form schon 2 Chr 36, 16 vorkommt und damals die Zerstörung Jerusalems im Jahre 587 vor Chr. im Auge hatte. Paulus sehe sich in einer Kette von Schicksalsgenossen. Aber beim letzten Gericht Gottes über diese Welt werde der göttliche Zorn über diesen Unglauben Israels offenbar werden (Traugott Holtz, Kommentar zu 1 Thess). Eine solche eschatologische Interpretation macht sich auf den ersten Blick unangreifbar, allerdings steht im Römerbrief wieder das Gegenteil (11, 26f). Womit sich der Zirkel schließt, der Widerspruch lässt sich nicht auflösen, sondern nur weg interpretieren. Die Fachwelt schreibt und schreibt und der Laie wundert sich. Er bekommt das dumme Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt.

 

Dabei liegt ein Gedanke so nahe: Vielleicht sind diese beiden Abschnitte zu unterschiedlichen Zeiten von zwei verschiedenen Autoren verfasst worden. Aber auf diese Idee kann und darf keiner kommen, da die selbstverständliche Voraussetzung gilt: Beide Texte stammen vom Apostel Paulus selbst. Das ist die allgemein akzeptierte und selbstverständliche Annahme, mit der die Exegese seit vielen Jahrhunderten arbeitet. Mit diesem Vorverständnis wurden diese Texte immer gelesen.

Zwar hatten schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts einige Wissenschaftler auch die Echtheit der Paulus- Briefe in Frage gestellt, doch galten deren Einwände als überholt und widerlegt.

 

Ich kenne aus neuerer Zeit nur zwei Veröffentlichungen, die dieses Problem wieder von neuem aufgeworfen haben: Hermann Detering, ein evangelischer Pfarrer aus Berlin, begründet in seinem Buch "Der gefälschte Paulus - das Urchristentum im Zwielicht" (Patmos Verlag 1996) zunächst an vielen Bibelstellen seine Zweifel. Am Ende seines Buches kommt er allerdings zu kuriosen Lösungen.

 

Dagegen stellt der Amerikaner Darrell J. Doughty in seinem Aufsatz "Paulinische Paradigmen und die Frage der Echtheit der Paulusbriefe" argumentativ überzeugend diese Frage zur Diskussion.

Dieser Aufsatz ist auf Deutsch im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.depts.drew.edu/jhc/paulinische_paradigmen.html

 

Für den amerikanischen Exegeten ist die Aussage, dass Paulus die Briefe selbst geschrieben habe, ein "normatives Paradigma": "In derselben Weise wie die Naturwissenschaften ist unsere Disziplin beherrscht von einer Reihe paradigmatischer Vorentscheidungen, die im allgemeinen von der Gemeinschaft der Wissenschaftler geteilt werden. In den Naturwissenschaften werden solche Paradigmen gewonnen durch experimentelle Untersuchungen der Vergangenheit, die für die gegenwärtige Untersuchung als fundamental gelten; im Bereich der Bibelforschung werden sie gewonnen auf der Grundlage der Werke der großen Forscher der Vergangenheit wie z.B. J. B. Lightfoot und Theodor Zahn. In beiden Disziplinen jedenfalls werden solche Paradigmen als grundlegend betrachtet, weil sie in der Lage waren, für eine Fülle von "Fakten", mit der jede Disziplin konfrontiert ist, erfolgreicher als konkurrierende Modelle einen sinnvollen Zusammenhang zu stiften. Nach Kuhn konstituieren diese Paradigmen einen "stillschweigend akzeptierten Grundbestand eng miteinander zusammenhängender theoretischer und methodologischer Überzeugungen", die ihrem Anwender über "Welt und Wissenschaft Auskunft geben". Wissenschaftler, deren Untersuchung auf allgemein geteilten Paradigmen beruht, "binden sich für ihre wissenschaftliche Praxis an dieselben Regeln und Standards". Tatsachen, die nicht zu dem Paradigma passen, die außerhalb des Paradigmas stehen, werden häufig gar nicht als Tatsachen wahrgenommen. Lösungen, die außerhalb des Paradigmas stehen, werden nicht als Lösungen erkannt. Kuhn vergleicht das normative Paradigma mit einem Puzzlespiel, bei dem die einzig akzeptable Lösung aller Puzzlesteine bedarf, indem es sie zu dem richtigen Bild vereinigt. Wenn ein bestimmtes Teil nicht passt, ohne das ganze Bild zu verändern, ist es nicht zu akzeptieren.." ( Darrell J. Doughty a. a. O. S. 2f).

 

Nun ist in den letzten Jahrzehnten die exegetische [= Inhalt erklärende] Forschung schrittweise und in viel Kleinarbeit zu Erkenntnissen gekommen, die nicht in das vorgegebene Schema passen wollen. Auch das möchte ich an einem Beispiel illustrieren:

Lange Zeit galt 1 Kor 15,32 als eindeutiger Beleg dafür, dass Paulus in Ephesus zeitweise in Gefangenschaft war. Paulus stellt dort die rhetorische Frage:

"Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft?" (Luther Übersetzung) Er will damit seinen Glauben an die Auferstehung belegen. Das setzt als bekannt voraus, dass Paulus während seines Aufenthalts in Ephesus gefangen gesetzt und zum Kampf im Amphitheater mit wilden Tieren verurteilt wurde. Nun wusste man schon seit langem, dass ein Römischer Bürger wie Paulus nicht "ad bestias" verurteilt werden durfte. Auch überlebte ein dazu bestimmter einen solchen Kampf nie, es sei denn, er war zum Gladiator ausgebildet worden. Die ökumenische Einheitsübersetzung schwächt aus diesen Gründen die Aussage erheblich ab:

"Was habe ich dann davon, dass ich in Ephesus, wie man so sagt, mit wilden Tieren gekämpft habe"? Nun haben archäologische Ausgrabungen in Ephesus 1993 ergeben, dass Ephesus zu Lebzeiten des Apostels überhaupt kein Amphitheater besaß, in dem solche Tierhetzen hätten stattfinden können. Erst gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Neros wurde die Südkurve des Stadions als Amphitheater hergerichtet ( P.Scherrer, "Ephesus", Österreichisches archäologisches Institut, Wien 1995, S. 168). Wie konnte Paulus selbst von sich behaupten oder seine Zeitgenossen von ihm erzählen, er habe in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, wenn die dazu notwendigen baulichen Voraussetzungen erst später geschaffen wurden? Oder schreibt hier ein späterer Autor zu einer Zeit, als auch die Bürger von Ephesus das zweifelhafte Vergnügen hatten, sich an diesem Massensterben im Amphitheater zu ergötzen?

Dieses Einzelstück passt nicht in das Gesamtbild vom Puzzle, das wir vor Augen haben. Es gibt noch viele andere solcher Teile, die nicht passen wollen und die wir beiseite legen müssen. Oder kann es sein, dass das Bild, das wir uns seit Jahrhunderten vom Apostel Paulus machen, falsch ist? "Jedenfalls muss das neue Paradigma für die Paulusforschung mit der (sich inzwischen etablierenden) Ansicht einsetzen, dass es sich bei den paulinischen Briefen um redaktionelle Kompositionen handelt und dass diese Schriften authentisches paulinisches Material enthalten oder nicht enthalten können" (Darrell J. Doughty, S.19).

 

Warum weiß die Apostelgeschichte [APG] nichts von diesen Briefen?

Neben den Paulusbriefen verfügen wir über eine zweite Quelle über die erste Zeit der Kirche, die so genannte Apostelgeschichte. Diese Bezeichnung ist nicht ganz richtig, eigentlich müsste sie "Paulusgeschichte" heißen. Denn sie befasst sich nur in den ersten Kapiteln mit Petrus, Johannes, Philippus und der Urgemeinde in Jerusalem, Paulus wird hier nur zweimal nebenbei erwähnt. Mit Kapitel 9 beginnt aber der Hauptteil, in dem nur noch eine Person im Blickfeld steht: Paulus. Auch wenn er nicht den Titel "Apostel" bekommt, seine Bekehrung, seine Reisen mit vielen Wundergeschichten, Verfolgungen und Erfolgen , Gemeindegründungen und schließlich seine Gefangennahme mit dem Transport nach Rom nehmen das ganze weitere Buch ein. Im 16. Kapitel betritt er zum ersten Mal Europa und gelangt nach Philippi (Apg 16, 11 - 40). Hier lässt sich eine Purpurhändlerin Lydia mit ihrem Personal von Paulus taufen. Weil dieser eine Sklavin von der Wahrsagerei befreit, kommt es in der Stadt zum Tumult, Paulus und sein Begleiter Silas werden ausgepeitscht und ins Gefängnis geworfen. In der Nacht erschüttert ein Erdbeben das Gefängnis, vor Schreck lässt der Gefängniswärter sie frei und bekehrt sich mit seiner Familie zum Christentum. Am nächsten Morgen werden Paulus und Silas von der Polizei aus der Stadt verwiesen.

 

Die Historiker von heute versuchen in diesen Geschichten Dichtung und Wahrheit voneinander zu trennen. Der Verfasser der APG, der auch das Lukas-Evangelium mit der Weihnachtserzählung geschrieben hat, ist dafür bekannt, seinen Hauptfiguren Wunder, Erscheinungen von Engeln und außergewöhnliche Taten zuzuschreiben, die im 21. Jahrhundert auf zunehmende Skepsis stoßen.

 

Daneben ist dieses Buch allerdings auch eine wichtige Quelle über die erste Zeit des Christentums. Der Verfasser hat darin auch historisches Material verarbeitet, das durch außerbiblische Belege bestätigt wird. So zeugen z.B. die Berichte von den Ereignissen in Korinth und Ephesus von guter Sachkenntnis aus dieser Zeit, auch scheint dem Autor eine Art "Reisetagebuch" vorgelegen zu haben. Die Interpreten der Paulusbriefe greifen immer wieder auf dieses Werk zurück, wenn sie die Briefe des Paulus zeitlich einordnen und die lokalen Ereignisse erklären sollen. Ohne die Apg lassen sich das Leben des Apostels und die Entstehung der Briefe nicht beschreiben. Genau hier aber entsteht das Problem: In der ganzen "Paulusgeschichte" ist nirgendwo die Rede davon, dass Paulus auch nur einen Brief geschrieben habe. In keinem Satz wird auf einen Brief Bezug genommen, es wird an keiner Stelle auch nur angedeutet, dass Paulus während seiner Reisen brieflichen Kontakt mit seinen Gemeinden gepflegt habe.

 

Nach der Auffassung der herkömmlichen Exegese müssen aber eine Reihe von Briefen des Paulus im Umlauf gewesen sein, die angeblich vorgelesen, ausgetauscht und weiterverbreitet wurden. Trotzdem weiß der Verfasser der "Paulusgeschichte" nichts von diesen so wertvollen Dokumenten. In der Einleitung zu seinem Doppelwerk (Lukas-Evangelium/Apostelgeschichte) schreibt Lukas: "Ich habe mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen" (Lk 1,3). Wir wissen heute, dass er sowohl für das Evangelium als auch für die Apostelgeschichte Quellen gesucht und gefunden hat. Er hat mit Sicherheit selbst in diesem Gebiet am ägäischen Meer, in dem Paulus seine Gemeinden gegründet hat, gelebt, er kennt sich dort aus. Trotzdem: Keine Silbe von den Briefen! Wie ist dieses Schweigen zu erklären?

 

Es gibt nur drei mögliche Antworten:
a) Es gab diese Briefe, aber Lukas kannte sie nicht.
b) Lukas kannte diese Briefe, er hat sie aber absichtlich verschwiegen.
c) Es gab diese Briefe noch nicht, als Lukas die Apostelgeschichte (APG) verfasste.

 

Zu a)
Lukas schreibt die APG etwa um die Jahrhundertwende, etwa 40 Jahre nach dem Tod des Paulus. Wenn es diese Briefe gab, Lukas sie nur nicht kannte, stimmt die Annahme der Exegeten nicht, dass die Briefe in den Gemeinden herumgereicht und verbreitet wurden. Dann waren sie etwa 40 Jahre lang in der Versenkung verschwunden und sind urplötzlich zu Beginn des 2.Jahrhunderts wieder aufgetaucht. Denn zum ersten Mal werden sie im 1.Klemensbrief und im 2. Petrusbrief erwähnt. Diese Schreiben stammen aus den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts. Wenn man also dieser Version zustimmt, muss man zugeben, dass die Fachwissenschaft zurzeit keine Antwort darauf hat, was zwischen 60 und 100 n. Chr. mit den Paulusbriefen geschehen ist.

 

Zu b)
Lukas hat sicher viele märchenhafte Geschichten über Paulus geschrieben, aber man kann mit Sicherheit nicht behaupten, er sei ein Gegner des Apostels gewesen. Im Gegenteil: er hat ihn glühend verehrt, ihm ein ganzes Buch gewidmet. Es ist kein Grund ersichtlich, warum er die Briefe absichtlich hätte verschweigen sollen. Zwar weichen die Darstellungen in den Briefen und in der APG an vielen Stellen voneinander ab (z.B. in der Beschreibung der Bekehrung des Apostels). Diese Unterschiede sind jedoch durch fehlende Information zu erklären, die Lukas durch Legenden füllt. Bewusste Unterdrückung vorliegender Quellen sieht aber anders aus. Zudem: Wenn er die Paulusbriefe gekannt, sie aber absichtlich unterschlagen hätte, müsste er als der größte Fälscher der Kirchengeschichte bezeichnet werden. Ich nehme zu seinem Gunsten an, dass das nicht stimmt.

 

Zu c)
In diesem Fall hat Paulus selbst keine Briefe hinterlassen, sondern seine Schüler haben in den Jahrzehnten nach seinem Tode die Briefe unter seinem Namen verfasst. Der Verfasser der APG konnte sie gar nicht kennen, weil sie erst noch im Entstehen begriffen waren. Ich fürchte, wir müssen uns darauf einstellen, dass diese Alternative zutrifft.

 

Meine Arbeitshypothese

Alle Schriften des NT, auch die so genannten echten Paulusbriefe, sind in der 2. oder 3. Generation von Christen verfasst worden. Die erste Generation der Jesusjünger und der ersten Boten des Evangeliums außerhalb Palästinas endet für mich im Jahr 70 n. Chr., aus zwei Gründen:

1. Wir können davon ausgehen, dass zu diesem Zeitpunkt alle Augen- und Ohrenzeugen des Geschehens um Jesus von Nazareth gestorben sind.

2. Dieses Jahr brachte für das Judentum einen Einschnitt von größter Tragweite: Mit der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch die Römer ging ein langes Kapitel jüdischer Geschichte zu Ende. Es setzte eine Phase der Neuorientierung des jüdischen Glaubens ein.

 

Die uns vorliegenden Schriften des NT sind zwischen 70 und 130 n. Chr. in der Auseinandersetzung mit der sich neu formenden jüdischen Orthodoxie und der griechisch-hellenistischen Gedankenwelt entstanden. Dabei griffen die Evangelisten und die Autoren der Briefe natürlich auf mündliche und schriftliche Quellen der ersten Generation zurück.

 

Meine Vorgehensweise:
Ich werde versuchen, diese Arbeitshypothese auf einen "echten" Paulusbrief anzuwenden um festzustellen, ob er auf diese Weise sinnvoller verstanden und besser erklärt werden kann als unter dem alten Paradigma. Nur mit einer solchen "Probe aufs Exempel" lässt sich eine neue Denkvoraussetzung verifizieren oder falsifizieren.

 

Aus mehreren Gründen wähle ich dafür den Philipperbrief aus:

1. Er ist relativ kurz und überschaubar.
2. Er enthält in konzentrierter Form wesentliche Elemente der paulinischen Theologie.
3. Die herkömmliche Exegese geht selbst davon aus, dass ein späterer Redaktor ihn aus mehreren Briefen des Apostels zusammengestellt hat.
4. Prof. J. Gnilka, der während meines Studiums in Münster mein Interesse für die Exegese geweckt hat, schrieb einen bedeutenden Kommentar zum Philipperbrief.

Ich mache mir methodisches Vorgehen zu Eigen, das Steve Mason in seinem Buch "Flavius Josephus und das Neue Testament" so beschreibt:

 

"Geschichte kann ... nicht durch bloßes Lesen dessen angeeignet werden, was an Darstellungen der Vergangenheit zufällig die Zeit überdauert hat. Es handelt sich vielmehr um den eminent aktiven Vorgang eines Versuchs, die Vergangenheit neu zu erschaffen. Dies ist natürlich nur hypothetisch möglich: Der Historiker entwickelt eine Hypothese, die das gesamte Material am besten erklärt. Streng genommen gibt es also gar keine 'historischen Fakten' im Sinne einfacher, selbstverständlicher Wahrheiten über die Vergangenheit, sondern lediglich Hypothesen, die zwischen "höchstwahrscheinlich" und "kaum vorstellbar" rangieren. Wir haben ein Bild von Johannes dem Täufer im Markusevangelium, ein anderes bei Josephus, wieder ein anderes bei Johannes und vielleicht noch ein anderes in der Logienquelle. Welches soll nun der Historiker akzeptieren? Er oder sie wird alle würdigen, muss dann aber dazu übergehen, eine Hypothese zu entwickeln, die sie alle erklärt. Dieses Vorgehen wird noch ein weiteres Bild hervorbringen, jedoch eines, das einen höheren Grad an Plausibilität für sich beanspruchen kann, weil es auf mehr Quellenmaterial fußt. Der Historiker ist also ein Detektiv, der sorgfältig auf alle erhaltenen Zeugnisse achtet, um dann eine neue und eigenständige Hypothese zu dem jeweiligen Problem zu entwickeln. ... Geschichte ist nicht etwas hinter und außerhalb des Neuen Testamentes. Vielmehr müssen die neutestamentlichen Texte selbst zum Gegenstand historischer Analyse werden, wenn wir etwas von der Wirklichkeit der ersten Jahrhunderte wieder entdecken wollen."

(Steve Mason, Flavius Josephus und das Neue Testament, Tübingen 2000, S. 332f)

 

Das Ergebnis dieser Untersuchung wird demnächst veröffentlicht, es wird weit reichende Konsequenzen für die zeitliche Einordnung aller Briefe des NT, die Paulus zugeschrieben werden, haben. Wenn auch die bislang als echt eingestuften Briefe des Apostels [erst] nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70.n. Chr. entstanden sind, verändert sich vielleicht auch ihre Reihenfolge untereinander und die Entstehungszeit der übrigen paulinischen Schriften wird sich verschieben.

 

In dem zweiten Schaubild erfolgt zunächst rein schematisch eine vorläufige Einordnung in die Zeit zwischen 70 und 100 n. Chr.. Es soll damit in keiner Weise einer inhaltlichen Sachdiskussion über diese Frage vorgegriffen werden. Diese Zeitskala vermittelt ein Vorgefühl auf eine neue Sicht von den Anfängen des Christentums und wird hoffentlich eine intensive Debatte auslösen.

 

 

Informationen über Heinrich Munk

 

Aus einer Umfrage im Jahre 2003 ging hervor, dass Osnabrück die Stadt Deutschlands ist, in der die meisten Einwohner sagen, dass sie glücklich seien. Die Stadt hat daraus den Werbespruch gemacht "Ich komm' zum Glück aus Osnabrück". Das gilt auch für mich. Ich wohne seit 30 Jahren in dieser Stadt und fühle mich dort sehr wohl. An der Kooperativen Gesamtschule Osnabrück unterrichtete ich von 1977 bis 2006 die Fächer Religion, Erdkunde, Politik und Latein.

In den Jahren vorher studierte ich Katholische Theologie und war sechs Jahre als Priester in katholischen Gemeinden tätig. Nach weiteren Studien in Geographie und politische Wissenschaft machte ich meine Staatsexamen. Ich lernte meine Frau kennen, mit der ich nun seit 30 Jahren verheiratet bin. Wir haben zusammen drei Kinder, die inzwischen alle beruftätig sind.

Neben der Schule habe ich mir immer wieder Zeit für Hobbys genommen: Ich interessiere mich für Astronomie, bin sehr unzufrieden mit meinem Klavier- und Orgelspiel und lerne seit Jahren Italienisch. Alle drei Hobbys tauchen auch in irgendeiner Form in meinem Buch "Christentum: Eine harte Nuss" auf.

Aber meine Hauptarbeitszeit galt immer den Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule. Etwa 25 % von ihnen kommen aus dem Ausland, von ihnen gehören die meisten dem Islam an. Ein zunehmender Anteil der Schülerinnen und Schüler bezeichnet sich als religionslos, sie und viele andere belegen in der Regel das Fach Werte und Normen. Ich war an der Erstellung von Schulbüchern für dieses neue Fach beteiligt, zuletzt an dem Buch "Leben erkunden" im Militzke Verlag. Außerdem haben wir natürlich evangelische und katholische Schüler/innen.

 

Wie kam ich dazu, ein Buch zu schreiben?

Ich stelle täglich im Umgang mit jungen Menschen fest, dass das Bedürfnis nach sachlicher Information sehr groß ist, auch nach Informationen über die Religionen. Nun gibt es zwar viele Bücher über das Christentum, aber sie sind entweder in einer theologischen Sprache geschrieben, die keiner mehr versteht, oder sie stellen den christlichen Glauben so fromm und unkritisch dar, dass sie unglaubwürdig wirken. Eines Tages habe ich mir gesagt, ein Lehrer, der seit 30 Jahren an der Schule unterrichtet, muss doch in der Lage sein, das, was am Christentum wichtig ist, so darzustellen, dass ein normal denkender und interessierter Mensch es verstehen kann. Er kann es ablehnen, was da steht, aber er soll wenigstens wissen, was er ablehnt. Ich habe nämlich den Verdacht, dass viele nur wenig vom Kern dieses Glaubens wissen und stattdessen an unwesentlichen Äußerlichkeiten hängen bleiben. Aus diesem Grund habe ich mich seit einigen Jahren daran gesetzt, sachliche Information über Grundzüge des Christentums und Interpretation der Gegenwart miteinander zu verbinden.

 

Bücher von Heinrich Munk:

Christentum: Eine harte Nuss?, ISBN 3-8334-4653-6.

http://www.hartenuss.de/christentum.html

 

Ein anderer Paulus, Norderstedt 2008, ISBN:978-3-8370-6147-5.

 

 

Weitere Informationen von mir, Klaus Weyer, über das Neue Testament

 

Die Bibel ist eigentlich nicht ein Buch, sondern eine Sammlung von 66 verschiedenen Büchern, historischen Berichten, Lebensbilder, Prophetien oder Briefen. 39 im Alten Testament und 27 im Neuen Testament.

 

Der Name hat seinen Ursprung in der Zeit, in der noch auf Papyrus geschrieben wurde. Damals diente der syrische Hafen Byblos als Umschlagplatz für große Schiffsladungen Papyrus. Von diesem Namen leitete sich vermutlich das griechische Wort „biblos“ ab, das soviel wie „Papier, Schriftstück, Buch, Brief“ bedeutet. Für letztere Bedeutungen wird normalerweise „biblion“ gebraucht. Die Mehrzahl davon ist „biblia“ („Bücher“).

 

Das Alte Testament ist hauptsächlich in Hebräisch, teilweise auch in Aramäisch verfasst.

Die älteste noch erhaltene vollständige Rolle eines biblischen Buches ist die in Qumran aufgefundene, 7,34 Meter lange Jesajarolle aus Schafsleder, die um 180 v. Chr. entstand. Von weiteren Büchern des Tanach aus dieser Zeit existieren vielfach nur noch Fragmente.

 

Das Neue Testament ist fast durchgängig in einer damals weit verbreiteten umgangssprachlichen Form des Griechischen, der so genannten Koiné, verfasst. Zudem enthält es einige aramäische Begriffe und Zitate. Aramäisch war die damalige Umgangssprache im Land Israel und zeitweise lingua franca des antiken Nahen Ostens.

 

Die Urchristen verstanden sich nicht als eigene Religion, sondern als ein Teil des Judentums. Es wurde auch von anderen jüdischen Gruppen und im Römischen Reich als jüdische Gruppe wahrgenommen. Mit dem Ende der Urgemeinde um 135 durch die Römer war auch seine Trennung vom Judentum besiegelt.

 

Die Verfasser der vier Evangelien im NT sind Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie sind keine Jesus-Apostel. Matthäus schildert Jesus vor allem als König, Markus hingegen zeigt Jesus in seiner Knechtsgestalt, Lukas beschreibt ihn als wahren Menschen, während Johannes ihn als Gottes Sohn darstellt.

 

Das Johannes-Evangelium ist einzigartig. Es ist der Dreh- und Angelpunkt aller anderen Texte: der synoptischen Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas), der apokryphen Evangelien, die also von der Kirche nicht anerkannt werden, der übrigen Texte des Neuen Testaments, der Episteln, der Apostelgeschichte, der Apokalypse... (Gérard Mordillat).

 

Die Apokryphen [griechisch: "verborgene (Schriften)"] sind nicht zum biblischen Kanon gerechnete jüdische oder christliche Zusatzschriften zum Alten bzw. zum Neuen Testament. Zu den Apokryphen, die über Jesus Christus berichten, gehören das Thomas- und das Petrusevangelium. Die Petrusapokalypse ist ebenfalls ein Apokryph.

 

In der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts wurden die von Gott inspirierten Schriften der Evangelisten und neutestamentlichen Propheten zu sammeln und zu kopieren. Obwohl das Evangelium von Markus wahrscheinlich erst in Rom bekannt wurde und Syrien das Evangelium von Matthäus besaß, während andere Gläubige wiederum das Evangelium nach Lukas hatten und die Stadt Ephesus jenes von Johannes, scheint es, dass diese vier Evangelien schon am Ende des ersten Jahrhunderts zu einem Buch zusammengefasst waren; es wurde „Das Evangelium“ genannt.

 

Die „Briefe des Apostel Paulus“ wurden in verschiedenen Gemeinden zusammengebunden und stellten die zweite Sammlung dar, die unter dem Namen „Der Apostel“ innerhalb der Gemeinden verbreitet wurde. Für dieses Buch war das Werk, das wir heute als Apostelgeschichte kennen, als Erläuterung sehr wichtig. Die Apostelgeschichte wurde von Lukas geschrieben und ist wahrscheinlich zusammen mit seinem Evangelium ursprünglich ein Buch gewesen.

Daneben wurden auch die Briefe anderer „Apostel“ und die von „apostolischen Männern“ sowie die Offenbarung des Johannes als göttlich inspiriert anerkannt und in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenommen.

 

Im zweiten Jahrhundert nach Christus war die Bibel komplett fertig gestellt und begann auch als komplettes Buch zu kursieren. Die Bibel enthielt das Alte Testament in der griechischen Übersetzung (Septuaginta) und das Neue Testament, welches ohnehin in Griechisch geschrieben war.

Als im dritten Jahrhundert der Codex entstand, wurde es zum ersten Mal möglich, die Bibel in einem Band zusammenzufassen.

 

Der älteste Zeuge des Neuen Testaments ist der John Rylands Papyrus. Dieses Fragment (Papyrus P 52) des Johannesevangeliums stammt aus der Zeit vor 150 n. Chr. und wurde auf einem koptischen Friedhof gegenüber Fayum/Ägypten, an der Ostseite des Nils gefunden.

 

Der Bodmer Papyri, das älteste je entdeckte Manuskript eines fast vollständigen Evangeliums, wurde in Oberägypten gefunden und stammt etwa aus den 70er Jahren des 2. Jahrhunderts (Um 175) unserer Zeitrechnung. Der Bodmer-Papyrus, ein Kodex aus 75 beschrifteten Papyrusblättern, der das Johannes-Evangelium enthält, niedergeschrieben in Griechisch, d.h. in einer Sprache, die weder Jesus noch seine Jünger sprachen. Das zeigt deutlich die Zeitspanne zwischen der Abfassung des Textes und den geschichtlichen Ereignissen (Gérard Mordillat und Jérôme Prieur).

 

Qumran ist eine archäologische Fundstätte am Nordwestufer des Toten Meeres. Die ehemalige klosterähnliche Anlage wurde allem Anschein nach während des jüdischen Aufstands gegen Rom von 66-70 n. Chr. gewaltsam zerstört. Ab 1947 wurden verstärkt archäologische Ausgrabungen vorgenommen, bei denen man eine große Anzahl Schriftrollen entdeckte, darunter Handschriften zur hebräischen Bibel, Kommentare zu Biblischen Texten sowie gemeindeinternes Schrifttum.

 

Die Evangelien sind keine zeitgenössischen Berichte der Ereignisse, die sie beschreiben, sie verfolgen eher theologische als historische Ziele. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Texte nicht auf eine Realität beziehen. Die Geschichte erschließt sich in ihrer ganzen Komplexität aber erst, wenn zum einen das Judentum des beginnenden 1. Jahrhunderts und die sozialen, politischen und religiösen Umstände des damaligen Palästina betrachtet werden, und zum anderen der Entstehungszusammenhang der Texte deutlich gemacht wird, d.h. jene Zeit, als das Christentum aus dem palästinensischen Judentum hervorging und sich dann von diesem trennte, als Palästina zweimal - im Jahre 70 und im Jahre 135 - vom Römischen Reich, das das Christentum zu seiner offiziellen Religion erklärte, besiegt wurde (Gérard Mordillat und Jérôme Prieur).

 

Zeitliche Fakten bis zum Jahr 100

in dem Artikel „Das Jahr Null“:

http://www.weyer-neustadt.de/content/DesktopDefault.aspx?tabid=226

 

 

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