Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
Pfarrer Georg Link
  Pfarrer Georg Link 

Ergänzt und korrigiert am 24.08.2005

 

Bericht über Pfarrer Link in der Mainpostausgabe vom 23.03.2001.

Ein Priester mit Ecken und Kanten

Er hatte ein Herz für die Armen, setzte sich bedingungslos für Gerechtigkeit ein und zelebrierte seine eigene Beerdigung.

Er war ein Priester!", steht auf seinem Grabstein im Neustädter Friedhof auf dem Michaelsberg. Georg (Burkard) Link war ein Geistlicher mit dem Herz am rechten Fleck. An diesem Freitag vor 100 Jahren starb er im Alter von 86 Jahren in Neustadt, in der Gemeinde, die er 53 Jahre lang betreut hatte.
Noch heute erzählen die Neustädter von ihm, obwohl sie ihn nie persönlich kennen gelernt haben. Ihm widmeten sie 1978 die Pfarrer-Link-Straße. Er war ein Original mit Ecken und Kanten und ein Verfechter der Gerechtigkeit. Bedingungslos setzte er sich für die Armen in seiner Gemeinde ein, wenn er sie von "oben" her bedrückt oder schlecht behandelt sah. Seine Eigenwilligkeit und seine manchmal skurrilen Ideen
brachten ihn mehrfach in Konflikt mit den kirchlichen Behörden.

Georg Link wurde am 9. Juli 1815 in Eichenbühl bei Miltenberg geboren. Nach Jugendzeit und Studium wurde er am 9. November 1840 von Bischof Georg Anton von Stahl in Würzburg zum Priester geweiht. In der ehemaligen Neustädter Klosterpfarrei Pflochsbach arbeitete Link als Kaplan von 1842 bis 1848. Dort lernte er vom letzten Neustädter Benediktinermönch und späteren Pflochsbacher Pfarrer Franz Kraus den Benediktinerorden und das ehemalige Neustädter Klosterleben kennen.

1848 übernahm er die Pfarrei Neustadt, die er bis zu seinem Tod am 23. März 1901 betreute. "Ein mit Frühlingsblumen und frischem Maiengrün geschmücktes Schifflein trug mich auf den sanften Wellen des Mains flussabwärts zum Ufer meines neuen Arbeitsfeldes", schrieb Link über seinen Einzug in Neustadt. Im Pfarrhof pflanzten die Neustädter zur Begrüßung Fichten. Der Herrschaftsrichter Häcker von Rothenfels hieß Link willkommen und wünschte sich, dass er so lange in Neustadt weilen möge, bis aus dem Holz dieser Fichten sein Sarg gezimmert werden könne. "Werd' ich machen, werd' bleiben, werd' hier sterben", soll Link damals geantwortet haben.

Er betrachtete es als seine Lebensaufgabe, den ehemaligen Missionsgeist und Mönchsgedanken der alten Benediktinerabtei wach zu halten, schrieb Pfarrer Karl-Josef Barthels in der Beilage "Heimatland" der Lohrer Zeitung im Jahr 1952. Er sei fest davon überzeugt gewesen, dass
eines Tages wieder Mönche in die alten Klostermauern einziehen würden.

 


Kurzdaten von Pfarrer Georg Link und wichtige Ereignisse

09.07.1815

Geburt in Eichenbühl bei Miltenberg

09.11.1840

Priesterweihe in Würzburg

1842 bis Mai 1848

Kaplan in der Pfarrei Pflochsbach. Von 1842 - 1847 unter Franz Kraus, dem letzten Profess der Abtei Neustadt.

1847

Der letzte Profess der Abtei Neustadt, Franz Kraus, stirbt als Dechant in Pflochsbach.

Mai 1848 – März 1901

Georg Burkhard Link ist Pfarrer in Neustadt. Er hat die Pfarrstelle mit Johann B. Adolf Kraus, Vetter von Franz Kraus, getauscht.

1855 – 1959

Pfarrer Link holte Franziskanerinnen aus Dillingen nach Neustadt und Lohr, sie waren in Schule und Kindergarten tätig.

1856

Johann Adolph Kraus, Pfarrer in Pflochsbach, veröffentlicht das Buch „Die Benediktiner-Abtei Neustadt am Main“.

1857

26. Mai, Kirchen und Klosterbrand an Pfingstmontag, Blitzeinschlag im Nordturm der Abteikirche. Die wertvolle Klosterbibliothek samt vielen Urkunden und Akten verbrannte. Das bei weitem schönste Geläut der ganzen Gegend mit 7 Glocken zerschmolz.

1862

Das Bischöfliche Ordinariat Würzburg forderte Pfarrer Link auf, seinen Bart abnehmen zu lassen. Ansonsten würde er vom Dienst als Pfarrer suspendiert. Link trug den Bart, weil sein großes Vorbild Burkhard (1ter Bischof von Würzburg) auch einen Bart trug.

März 1863

Audienz beim Bischof Dr. Georg Anton von Stahl in Würzburg. Link musste den Bart abschneiden lassen, erst dann wurde er zum Bischof vorgelassen. In Neustadt wieder angekommen, ließ er den Bart wieder wachsen und trug ihn bis zu seinem Lebensende.

1866

17. Juni, Beginn des Deutschen Krieges zwischen Preußen gegen Österreich, Bayern und anderen deutschen Staaten.
21. September, Sieg der Preußen.

1866

Link besuchte die Cholerakranken in Rothenfels.

1869

Link wurde zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, da er im Wahlkampf 1869 seine Gegner nicht mit Samthandschuhen anfasste. Der König wandelte die Strafe in einen sechswöchigen Klosteraufenthalt um.

1870

Bau der St. Johannes Kirche in Erlach.

1870/1871

Deutsch-Französischer Krieg. Frankreich erklärt am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg.
Am 18. Januar Gründung des Deutschen Reichs (ohne Österreich) im Spiegelsaal von
Versailles. Bayern wird ins Deutsche Reich integriert.
Link fuhr eigens ins Elsass und holte verwundete Soldaten, um sie im Pfarrhaus selbst zu pflegen.

1870

Vorprozess der Pfarrei Neustadt gegen die fürstlich Löwensteinsche Standesherrschaft über die ihr zustehenden Liegenschaften/Wiesen.

28. Jan. 1871

Am 28. Januar 1871 kapituliert Frankreich, Preußen und die Verbündeten siegen.

1872

Pfarrer Georg Burkhard Link veröffentlicht das Buch „Beschreibung der Benediktinerabtei Neustadt am Main“.

1872 – 1880

Neustadt und Erlach gehören zum Landkreis Marktheidenfeld.

1873

Pfarrer Georg Burkhard Link veröffentlicht das Klosterbuch der Diözese Würzburg Band I. „Geschichte der Benediktinerklöster“.

18.05.1873

Beerdigungsaufführung zu seinem 25-jährigen Pfarrjubiläum in Neustadt.

1876

Pfarrer Georg Burkhard Link veröffentlicht das Klosterbuch der Diözese Würzburg Band II. „Geschichte der übrigen Klöster und klösterlichen Institute“.

1879

Prozess der Pfarrei Neustadt gegen die fürstlich Löwensteinsche Standesherrschaft. Die Pfarrei erhält nach 75 Jahren die ihr zustehenden Liegenschaften/Wiesen.

1879

Nach dem Wiederaufbau der neuen Abteikirche, Weihe am 8.12.1879.

1882

In einem 2ten Prozess über 30.000 Mark Schadensersatz (zu geringe Liegenschaften seit 1804) unterliegt die Pfarrei Neustadt vor dem königlichen Landgericht in Aschaffenburg.

1892

Pfarrer Georg Burkhard Link veröffentlicht das Buch „Hundertjähriges Wiesen- und Leidensbuch einer katholischen Pfarrei im Königreich Bayern“. Eine Dokumentation auf über 700 Seiten über die Streitigkeiten und Prozesse mit der fürstlich Löwensteinschen Standesherrschaft bezüglich der Liegenschaften/Wiesen die der Pfarrei seit 1804 zugestanden hätten, diese aber erst 1879 erhalten hat. Eine Entschädigung wurde gerichtlich abgelehnt.

1893

Im trockenen Jahr 1893 schlachtete Link seine 2 Kühe und verteilte das Fleisch unter seine Pfarrkinder.

Frühjahr 1899

Josef Riedmann, der letzte Kaplan von Link, tritt seinen Dienst in Neustadt an.

23.03.1901

Pfarrer Georg Link stirbt in Neustadt, er war seit 1848 Pfarrer in Neustadt.

 

 

Literaturliste über Pfarrer Georg Burkard Link.
Von
Fred G. Rausch aus München (Lohr-Sendelbach)

Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg.
I. Band: Geschichte der Benediktinerklöster. Würzburg 1873
II. Band: Geschichte der ü
brigen Klöster und klösterlichen Institute. Würzburg 1876. [Diesen Band widmete Link "Dem Ehrwürdigen Fürstbischof Julius von Würzburg und Propst Johann Müller von Triefenstein sowie der Heiligen Klosterfrau Thekla von Kitzingen und Lioba von Tauberbischofsheim"]

Im Bibliothekskatalog des "Bibliotheksverbandes Bayern" sind noch folgende Publikationen verzeichnet:

 

Link, Georg: Beschreibung der Benedictinerabtei Neustadt am Main: Festgabe zur feierlichen Einweihung d. ehemaligen Abteikirche daselbst. Würzburg 1872 [Vorhanden in Universitätsbibliothek Regensburg sowie in der Staatlichen Bibliothek Regensburg, in der Universitätsbibliothek Würzburg und in der Staatsbibliothek Bamberg]

 

Link, Georg: Pfarrpfründe Neustadt a. M.: Prozesse d. Pfarrers Link gegen d. fürstl. Löwenstein´sche Standesherrschaft. ca. 1890. 736 S. Ill. [Vorhanden: UB Würzburg]

 

Link, Georg: Lebensbeschreibung des hochwürdigen Herrn Dechatpfarrers Franz Kraus zu Pflochsbach: Festgabe für die feierliche Grundsteinlegung der Pfarrkirche zu Sendelbach am Sonntag den 13. Oktober 1872. [Aus Klosterbuch d. Diöcese Würzburg/ von Georg Link, Band 1, 198-204]. Vorhanden: UB Würzburg.

 

Link, Georg: Das Büchlein des heilligen Bischofs Kilian, des Apostels der Franken und seiner Genossen, des heiligen Priesters Colonat und des heiligen Diakonus Totnant. Würzburg 1837, 24 S.; vorhanden: UB Würzburg.

 

Link, Georg: Das Peter- und Alexanderstift zu Aschaffenburg. Würzburg 1875, Aus: Klosterbuch der Diöcese Würzburg, Bd. 2. Vorhanden: Staatliche Bibliothek Regensburg, Diözesanbibliothek Würzburg.

 

 

 

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