Schneeschmelze führen seit vielen hundert Jahren immer wieder zu Hochwassern, die den Menschen außergewöhnlich vorkommen. Will man die Frage beantworten, ob das Wasser heute höher oder häufiger steigt als früher, sollte man sich zunächst die höchsten Werte der Vergangenheit anschauen.
Ab etwa 1000 n. Chr. berichten Hochwassermarken und alte Chroniken von großen Hochwassern und deren Auswirkungen.
Mit dem 19. Jahrhundert beginnen in Bayern die regelmäßigen Beobachtungen des Wasserstandes.
Am 19. Mai 1821 erließ das damalige Finanzministerium eine allgemeine Anordnung zum Aufbau eines systematischen Pegelnetzes an allen schiff- und flößbaren Flüssen in Bayern. Dieses erste Netz umfasste 65 Messpegel. Der Wasserstand wurde täglich einmal abgelesen. Bei Hochwasser erfolgten vereinzelt Zwischenbeobachtungen. Gegen Ende des Jahrhunderts installierte man zunehmend Schreibpegel. Der erste entstand in Würzburg im Jahre 1883. Ab 1849 sind Aufzeichnungen von Flügelmessungen zur Bestimmung des Abflusses vorhanden. Bis 1871 sind die Wasserstände in bayerischen Schuh bzw. Fuß überliefert. Heute werden sie in Zentimeter über einem festgelegten Pegelnullpunkt angegeben.
Von den großen Hochwassern sind Berichte vorhanden, in denen der Hochwasserablauf, die Eisverhältnisse und die Schäden geschildert werden. Früher beeinflussten Eisstoß oder Eisstau häufig das Hochwasser. Wegen des Flussausbaus kommt es heute kaum noch zu solchen Eisphänomenen. Das muss beim Vergleich damaliger und heutiger Pegelstände beachtet werden. Natürliche Erosion und Auflandung, aber auch Eingriffe des Menschen, verändern im Laufe der Zeit das Bettvolumen d.h. Höhe, Breite und Tiefe eines Flusses. Je größer das Volumen ist, desto weniger steigt natürlich der Wasserstand. Deshalb wird heute nicht nur die Höhe der Wasserstände, sondern auch die Menge des abfließenden Wassers gemessen.
Historische Hochwasserkatastrophen nach alten Berichten und Chroniken -
Auszüge aus den Quellentexten zur Witterungsgeschichte von Weikinn.
1012 Donau
"In jener Zeit trat die Donau in Bayern über ihre Ufer und der Rhein ebenfalls. So kam eine unzählbare Menge Menschen und Vieh um, und auch viele Gebäude und Wälder wurden durch die Gewalten der Fluten zerstört."
1051 Donau
"Nämlich während der Sommerszeit traten infolge der Regengüsse die Gewässer außerordentlich über ihre Ufer. Hierdurch kamen sowohl zahlreiche Menschen als auch Pferde im Wasser um."
1179 Main
Bamberg: " ... war die Strenge des Winters und die Menge des Schnees außerordentlich, so daß die Überschwemmungen der Flüsse die Saatfelder fast alle vernichteten."
1206 Rhein, Main
"Eine sehr große Überschwemmung der Gewässer,..., so daß der Main sich auf 32 Ellen Höhe erhob, der Rhein gewisse Schutzwehre zerstörte und mehrere 1000 Männer, Frauen und Kinder ertränkte,..."
1235/36 Donau
Regensburg: Zerstörung ganzer Stadtviertel durch Einsturz von Mauern, Häusern und Türmen im Winter, wobei "Menschen wie Tiere von den Wogen mitgerissen und in den wilden Fluten ein nasses Grab fanden."
1306 Main
Würzburg, Frankfurt: Große Hochwasser an Rhein, Main, Werra, Weser, Saale. Steinerne Brücke in Würzburg beschädigt. "... ist der Meyn zu Franckfurt von eiß und gewäßer so gros gewesen, daß er die zwen thürn und den mehrern theil an der brücken hat hinweg gestosen und ist damaln ein groß volk von mannen und frawen bei 500 menschen auf der brükken gestanden, davon sind 10 umbkommen."
1342 Rhein, Main, Donau
Am St. Magdalenentag des Jahres 1342 - das entspricht dem 21. Juli nach unserer Zeitrechnung - wurde Mitteleuropa vom vermutlich größten Hochwasser des 2ten Jahrtausends heimgesucht. Nach längerer Trockenheit folgte ein "zwei Tage anhaltender außerordentlicher Wolkenbruch". Damals stand das Wasser des Mains in Würzburg bis nahe an den Dom. Aus der Rheinregion wird berichtet, dass im Mainzer Dom "das Wasser einem Mann bis zum Gürtel stand" und man in Köln mit Booten über die Stadtmauer fahren konnte. In den Chroniken von Regensburg, Passau und Wien wird das Magdalenenhochwasser als katastrophales Donauhochwasser beschrieben; ebenso an Mosel, Moldau, Elbe, Werra, Unstrut und Weser. Selbst Kärnten und die Lombardei wurden 1342 vom Hochwasser heimgesucht.
1413 Main
"Item ze Wirczpurg (Würzburg) kom daz wasser in der nacht, do die lewt slieffent; do war der Men (=Main) alz groz, daz all keler vol wurden,... et tet daz wasser grossen schaden über all... item ez gedacht kein mensch in 40 oder in 50 iaren keine grössern wasser... Pegnitz, Nürnberg: ... do ward ze Nürenperg die Begicz alz groz, daz daz wasser gieng gen unsser frawen auffher,..."
1432 Pegnitz
Nürnberg: "... da was der keltz winter, der bey 100 jar gewesen ist, und gefiel auch der grost snee und was so kalt, das man... ein hochzeit auf der pegnicz het und man tanczet darauf,... ... und darnach ward das grost wasser das in langen jaren ye gewesen was, und dertrunken vil leut..."
1451 Main
Bamberg: ... infolge der vorangegangenen anhaltenden Regengüsse eine so große Überschwemmung, die zugleich mit dem Eisgang unschätzbaren Schaden an den Brücken und Mühlen anrichtete. Nürnberg: " ... wuchs die Pegnitz in eim halben tag vom Riter bis an Schoppers haus... Das wasser raiß all prucken und alle steg hin,... das wasser gefil in zweien tagen,..."
1501 Donau
Passau: Eines der größten Donauhochwasser. In Regensburg hatte es bereits eine außerordentliche Höhe erreicht. Es wurde durch den extremen Abfluß des Inn verstärkt. Das Hochwasser vom 15. August 1501 vernichtet ganze Felder, die Folge war eine große Teuerung.
1546 Main
Würzburg: " ...fing der Main an zu steigen und stieg so hoch, daß er bis an das Schodershaus auf dem Markte ging; diese Überschwemmung that allenthalben villen Schaden."
1551 Main
Würzburg, Kitzingen, Ochsenfurt, Schweinfurt: "... ist zu Wirtzburg und daselbst umher ein sehr grosser Regen mit Donner und Blitz eingefallen, daß der Mayn zusehens gewachsen, kleine Bäch dermasen angeloffen, als wann es grosse Ströhm wären, dadurch an Aeckern und Wiesen, Weingärten, Gebäuden und anderen grosser Schad geschehen."
1558 Main
Schweinfurt: "... ist ein erschrecklicher Eisbruch, welcher am Judenanger Spiß hoch uf einander geschoben, gestanden, und, als ehe das Eisz abgangen, 14 Tage in einander stecken blieben."
1561 Main
Schweinfurt: " ... ist das Eis im Main mit groszer Gewalt gangen und an der euseren Brücke 4 Joch in der Mitte sauber hinweg genommen, welches Eis 15 Zoll dick gewesen. ist das oberländisch Eis gangen und gedachter Brücke noch 2 Joch hinweg genommen,..."
1595 Main
Pegnitz: "Da war die Pegnitz überfroren, /... Und ist das Eiß gangen von der statt,/... Und ist die Brucken da mit Knallen / Mit etlich Leuten eingefallen etc. Es traf die Stadt das Unglück einer dreimaligen Überschwemmung, die vom grossen Schnee, dem schnellen Aufthauen, anhaltenden Regen, in den letzten Tagen des Februars erfolgte... Dieselbe Messingtafel..., die 6 Schuh vom Erdboden hoch angemacht war, wurde von der Flut um 1 Elle übertroffen..." Main, Schweinfurt, Kitzingen u.a.: Hochwasser durch Schneeschmelze außerordentlich angewachsen. Großer Schaden, da mehrere Brücken fortgerissen wurden. Es ertranken Menschen und Tiere.
1633 Main
Würzburg: " ... Es ist der Mayn also gros und schnell gewachsen, daß er an die Ziffer Zahl 1595 am steinern Eck,... gangen und gestanden."
1655 Pegnitz
Nürnberg: " ... und demnach bey eingefallenem linden Wetter etliche Tage nach einander starck geregnet / hat es den Schnee vom Gebürg herab gehend gemacht / und hiedurch das Wasser / die Pegnitz genannt / also erhöhet / daß alle Häuser in den niedrigen Gassen der Stadt / und theils auff 3 Elen tieff im Wasser gestanden /..."
1658 Main
Schweinfurt: Das Maineis brach und riß 2 Brückenjoche ab.
1682 Main
Frankfurt: "Die Mainbrücken hat im Wasser gestanden, daß kein Bogen, sondern nur als ein Mauer gesehen worden ist, ... Es nimmt das Wasser so schnell ab / als es anfänglich gewachsen." Ochsenfurt: Bei hohem Wasserstande und durch den Eisgang werden die beiden äußeren Pfeiler der Brücke ruiniert.
1709 Donau, Main
Regensburg: (Bericht) von dem Anstürmen der Eisschollen bis zur Höhe des Schwabelweiser Kirchturmes am 5. Januar 1709 und von der Zerstörung von Häusern, Brücken, Mühlen in Würzburg.
Kitzingen, Ochsenfurt: "Es liesse die Kälte wieder nach, folgete ein Regen-Wetter bey 4. Täg, wobey der Mayn aufgangen, und sich also ergossen,... Was das Wasser für Schaden... gethan habe,... ist nicht zu beschreiben."
1732 Main
Regnitz: "Außerordentliche Wasserfluthen, als Folgen eines stark anhaltenden Regens, haben die in der Mitte liegenden Provinzen Deutschlands betroffen,... haubtsächlich im Fränkischen Kreise, in dessen Theile gegen Morgen in der Oberpfalz so wol, als noch mehr gegen Abend im Würzburgischen und Wertheimischen, unaussprechlichen Schaden gethan. Auch die Stadt Nürnberg litte sehr, doch nicht so viel als die Stadt Schwabach."
1784 Donau, Main, Rhein
Regensburg: Bericht von einem Abschwemmen von sechs Wohnhäusern in Donaustauf durch die Tauflut des Jahres 1784.
Main: Das Hochwasser von 1784 im Maintal kann wie auch in anderen Flußgebieten Mitteleuropas als eines der größten Hochwasser in historischer Zeit angesehen werden. Die außergewöhnliche Höhe der Flutwelle war auf die Regenfälle, die Schmelzwassermengen und auf Eisstau zurückzuführen.
Rhein: In Köln ist insbesondere der 28.02.1784 erwähnenswert, wo bei einem Eishochwasser mit 13,55 m Kölner Pegel über 1000 Tote, 600 zerstörte Schiffe und hunderte von zerstörten Häusern zu beklagen waren.