Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
Mozart und Pögel in der Abteikirche?
Ideal geeignet für ein Mozart / Pögl Konzert - Die ehemalige Abteikirche in Neustadt am Main
   

Ein Erfolg
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  Mozart in Neustadt am Main Teil 2 

Erstellt am 10. September 2005, korrigiert und ergänzt am 07.01.2006 und 27.01.2006

 

 

Aus dem Klosterbuch I von Pfarrer Georg Link (1873), Seite 257 f.

Eine stark ausgeschmückte Geschichte von Pfarrer Georg Link

 

Gleichzeitig mit Mozart lebte in der hiesigen Abtei der Mönch und Prior Namens Peregrin Pögl, welcher damals als Komponist von Kirchenmusik Ruf hatte. Als Mozart gerade einmal in Frankfurt war, lernte er Kompositionen dieses Geistlichen kennen und wurde deshalb von dem Wunsche beseelt, die persönliche Bekanntschaft desselben zu machen. Hiebei erfuhr er, dass bald in der Abtei das Hauptfest „Benedicti“ gefeiert würde, bei welcher Gelegenheit jedenfalls einige der hauptsächlichsten Werke Pögls zur Aufführung kommen würden.

 

Am genannten Festtage strömte von allen Seiten das Volk in das Kloster, um sich der Andacht hinzugeben und die herrliche berühmte Neustadter Kirchenmusik zu hören. Wer nur einigermaßen leidlich ein Instrument bearbeiten konnte, fand sich zur Verstärkung des Orchesters ein, um darnach auch noch an den Freuden des Reichbesetzten Klostertisches theilnehmen zu können. Der Pater stand an seinem Pulte, die Partitur vor sich, den Direktionsstab in der Hand; da naht ein Mann von unscheinbarem Aeußeren und mit demüthiger Miene, der ihn also anredet: „Haltens zu Gnaden, Hochwürden, i bin a e Musikant“.

 

Pögl, in der Meinung, es mit einem hergekommenen fremden Musikanten zu thun zu haben, weist ihn an die zweite Violine, ohne sich weiter um ihn zu interessieren. Das Kyrie begann und unser Unbekannter bearbeitete so schrecklich sein Instrument, dass er die zweite Violine und dadurch beinahe das ganze Orchester auseinander brachte. Als das Kyrie beendigt war, rief ihm Pögl im ernsten Zorne zu, er solle die Geige weglegen und zu Niemand sagen, er sei ein Musikant oder habe in Neustadt mitgespielt.

 

Ruhig erwiderte unser Mann: „Verzeihet, i bin g’wohnt, erste Geige zu spielen, wenn’s Hochwürden erlauben, so will i bei Ihnen aus der Partitur geigen“. Erstaunt darüber, dass ein Geiger, der die zweite Violine an seinem Pulte nicht handhaben könne, die erste Violine aus der Partitur spielen wolle, ließ sich Pögl versuchshalber und weil die Zeit drängte, darauf ein, jedoch mit dem strengen Beisatze: „Wenn ich Ihm sage, hör’ Er auf, so legt Er die Geige weg und stellt sich hinter; Er kann da seinen Rosenkranz beten“.

 

Das Gloria begann und hatte im Verlaufe eine große Fuge. Unser Mann spielte aber so sicher alle einzelnen Einsätze der Singstimmen und Instrumente mit, als könne er die ganze Partitur auswendig. Das ganze Musikstück erhob sich zu einem hohen Schwunge. Unser Musikdirektor wusste seinem Staunen keine Worte zu geben, erinnerte sich aber, von der Anwesenheit Mozarts in Frankfurt gehört zu haben; er wandte sich deshalb gleich nach Beendigung des Gloria mit den Worten an den Unbekannten:

„Sie sind Mozart“,

worauf dieser mit einem herzlichen Händedruck erwiderte: „Ja, Hochwürden, Sie haben’s errathen, und Sie sind der Komponist Pögl“.

 

Nun war der Jubel allgemein; Jeder schätzte sich glücklich, mit Mozart gespielt zu haben. Mozart löste dann den Organisten ab und setzte auch durch dieses Spiel alles in Staunen. Drei Tage dauerte hierauf der Aufenthalt des Meisters in der Abtei, und unvergesslich blieb Allen die Liebenswürdigkeit des Größten unter Deutschlands Komponisten.

 

>Ende Klosterbuch<

 

 

Anmerkungen:

Pfarrer Georg Link nennt als Quelle über Mozarts Auftreten in Neustadt am Main, ein Gedicht aus den "Eichenkränzen“ von Saffenreuter01.

Tatsächlich ist in Saffenreuthers Gedicht nur Neustadt erwähnt, der Hinweis auf Frankfurt und dem Benedictifest fehlt.

Das war wahrscheinlich nicht die einzige Ausschmückung von Pfarrer Link.

;-)

 

Mozart wurde 1756 geboren und starb 1791, Pögl wurde 1711 geboren und starb 1788.

 

Der Besuch Mozarts in Neustadt konnte nur im Jahre 1777 oder 1778 erfolgt sein.

In diesen beiden Jahren hielt sich Mozart in Mannheim auf.

Mozart war vom 31. Oktober 1777 bis Mitte/Ende März 1778 in Mannheim, fast 5 Monate am Stück und anschließend noch im November 1778.

 

 

Weiter zu Mozart Teil 3.

 

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Literaturhinweis

01: Georg Joseph Saffenreuter, Eichenkränze (1851).

 

 

 

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