Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
   

1922
Die Brenner-Mühle im Jahre 1922. Vorne links Josef Kuhn, vorne rechts Karl Brenner, hinten Burckhard Brenner.
Blick Richtung Norden
Die Brenner-Mühle im Jahre 2005
   

2005
Der Mühlbach hat früher das oberschlächtige Wasserrad angetrieben
   

Gegenüber in der Mauer, 2005
Die ehemaligen Mühlrader
   

2005
Die Jahreszahl 1563 ist an der ost-nördlichen Ecke der Brenner-Mühle zu finden
   

Leider abgebaut
Das Getriebe im Hintergrund. Die beiden Walzenstühle im Vordergrund.
   

Autor: Oliver Schult
Das Getriebe in der Brenner-Mühle
   

Eingescannt von Bildern
Die Absackstation der Brenner-Mühle
   

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Aufzeichnungen von Karl Brenner als die Mühle noch im Betrieb war
  Die Brenner und Roser-Mühle 

Erstellt am 17.07.2005

 

 

Früher besaß Neustadt zwei Wassermühlen.

Die Brenner-Mühle (heutiges Anwesen Schult) in der Nähe des Klosters

und die Roser-Mühle (heutiges Anwesen Pfeuffer) am süd-westlichen Dorfende.

 

Mit der Brenner-Mühle, am Michaelsberg 8, endet der Mühlbach.

Durch die direkte Nähe zum Kloster, darf man annehmen dass die Brenner-Mühle früher die Klostermühle war.

Am Gebäude findet man heute noch einen Stein mit der Jahreszahl 1563 eingemeißelt.

1837 wurde sie Mittelmühle genannt, hatte 1 Mahlgang und der Besitzer war Michael Gold.

Der letzte Müller aus der ehemaligen Klostermühle war Karl Brenner, auch „Müller’s Karl“ genannt.

Die Mühle kam 1865 in den Besitz der Familie Brenner. Heinrich Brenner (der Uropa von Friedel Schult, geb. Brenner) kaufte die Mühle 1865 von Joseph Schäfer. Heinrich Brenner stammte aus Richen bei Dieburg in Hessen. Sein Sohn, auch mit dem Namen Heinrich, war der nächste Besitzer, er starb 1943. Dessen Sohn Karl, geb. am 05.05.1902, betrieb die Mühle als Müllermeister bis zum 31.12.1978, er starb am 26.03.1991.

Die Mühle besaß eine Kapazität von 1 Tonne/Tag. 1993 ließen Wilhelm Schult und seine Frau Friedel alle Teile ausbauen und verkauften Sie an unterschiedliche Interessenten.

 

Das barocke Gebäude der zweiten ehemaligen Mühle, der Roser-Mühle, steht ca. 800 m talaufwärts am Rande des Dorfes. Die landschaftlich schön Lage am oberen süd-westlichen Dorfende und die alte Gebäudesubstanz zeichnen diese ehemalige Mühle aus.

1837 wurde sie äußere Mühle genannt, hatte 2 Mahlgänge und der Besitzer war Franz Braunwart.

1926 kaufte Michael Pfeuffer, der Vater von Hans Pfeuffer, vom damaligen Besitzer Roser, einem Junggesellen, die Mühle.

Michael Pfeuffer wurde am 13. Mai 1897 in Rödertal geboren und starb am 7. Februar 1965 in Neustadt am Main. Nach seinem Tod wurde die Roser/Pfeuffer-Mühle 1965 geschlossen.

 

Heute sind beide Mühlen nicht mehr existent.
Beide wurden stillgelegt, infolge des Mühlensterben, das deutschlandweit ab ca. 1950 einsetzte.

 

 

Allgemeine Mühlenhistorie

1200 v. Chr.:                 Treträder zum Schöpfen von Wasser auf die Felder sind in Mesopotamien bekannt.

 

300 v. Chr.:                   In Mesopotamien wird aus diesen Tretmühlen ein von Wasserkraft getriebenes Wasserschöpfrad entwickelt, die sog. "noria". Damit macht sich der Mensch zum ersten Male in seiner Entwicklungsgeschichte die Naturkraft zunutze.

 

10 v. Chr.:                     Das Wasserrad wird weiterentwickelt, der römische Architekturwissenschaftler Vitruv beschreibt in seiner "architectura" aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. sowohl das Prinzip des Wasserschöpfrads als auch das der Wassermühle "molina" in ausführlicher Weise.

Dieser Meilenstein der Technikgeschichte tritt alsbald seinen Siegeszug als damalige "High technology" durch ganz Europa an.

 

Die erste Wassermühle in Deutschland wird an einem Nebenfluss der Mosel (römisch besetztes Gebiet) gelegen haben.

 

800 n. Chr.:                  Vordringen der Wassermühlen bis in den Nordseeraum. Die Müllerei gewinnt immer mehr an Bedeutung.

 

12. Jahrhundert:            Wassermühlen sind in Mitteleuropa weit verbreitet.

 

19. Jahrhundert:            Das Ende der Wind- und Wassermühlen tritt im Zuge der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert durch die Erfindung der Dampfmaschine, des Verbrennungsmotors und des Elektromotors ein. Vollautomatisierte Großmühlen bilden mit ihrer um ein Vielfaches größeren Ausbaukapazität eine übermächtige Konkurrenz. Heute sind die Wind- und Wassermühlen nahezu vollständig von modernen Großmühlen verdrängt worden.

 

 

Technik der Wasserräder

Wasserräder können nach Art des Wasserzulaufs klassifiziert werden. Je nach Gefälle, der Differenz zwischen Zu- und Ablauf (Ober- und Unterwasserspiegel) werden verschiedene Wasserräder eingesetzt.

Oberschlächtiges Wasserrad

Mittelschlächtiges und rückschlächtiges Wasserrad

Unterschlächtiges Wasserrad

Tiefschlächtiges Wasserrad

 

Bei den beiden Mühlen in Neustadt wurde jeweils ein oberschlächtiges Wasserrad eingesetzt.

 

Beim oberschlächtigen Wasserrad strömt das Wasser über eine Rinne, das so genannte Gerinne etwa beim Radscheitel in die Zellen des Rades. Man spricht daher auch von einem Zellenrad. Das Rad wird durch die Gewichtskraft des aufgenommenen Wassers in Bewegung versetzt, nutzt also dessen potenzielle Energie.

Im Gegensatz zur Wasserturbine benötigt ein oberschlächtiges Wasserrad keinen Rechen um Treibgut herauszufiltern und der Wirkungsgrad ist weniger abhängig von Schwankungen der Wassermenge. Das Einsatzgebiet liegt bei Gefällen von 2,5 m bis 10 m (typisch 4 bis 5 m) und Wassermengen bis zu 0,7 m³/s. Das Wasser wird bei einem kleinen Wehr einige 100 m oberhalb des Wasserrades abgezweigt und in einem künstlichen Kanal mit wenig Gefälle zum Rad geleitet. Dieser Kanal wird oft als Mühlbach oder oberer Mühlgraben bezeichnet. Das Wehr dient der Regulierung der zuströmenden Wassermenge und wird bei Nichtgebrauch des Rades geschlossen. Der letzte Teil des Kanals vor dem Rad – das Gerinne – besteht meist aus Holzbrettern. Unter optimalen Bedingungen (insbesondere Schaufeln aus Stahlblech) werden Wirkungsgrade von über 80% realisiert.

 

 

 

1926
Die Rückseite der Roser-Mühle im Jahre 1926. Links der Mühlbach.
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1945
Die Vorderseite der Roser-Mühle im Jahre 1945
   

2005
Die Vorderseite der Roser-Mühle heute, im Jahre 2005
   

Romantik pur
Das Mühlrad der Roser-Mühle außer Betrieb
   

2005
Im Jahr 2005. Das Mühlrad existiert nicht mehr
   

2005
Die Jahreszahl 1778 über dem Hauseingang der Roser-Mühle
   

2005
Grenzstein von 1783 in der Nähe der Rosermühle
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