Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
  Mainpost 2006 

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  Veröffentlicht 2006 

Pfarrer Langhans entdeckte eine eingemauert Kapelle im Südturm der Neustadter Kirche
3 Skelette mit Schädel im Südturm
3 Skelette mit Schädeln fand Pfarrer Langhans im Südturm. Mainpost 2006.
  Main Post vom 29.10.2020. „Kloster Neustadt: Mächtige Abteikirche zum Lobe Gottes“ 

Meine Kommentare zu dem Artikel von Theodor Ruf (Kreisheimatpfleger des Altkreis Lohr) in der Main Post vom 29.10.2020.

„Kloster Neustadt: Mächtige Abteikirche zum Lobe Gottes“


https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/kloster-neustadt-maechtige-abteikirche-zum-lobe-gottes-art-10519963

In dem Artikel werden leider nahezu keine Fakten aufgeführt, schade.
Deshalb hole ich das hier nach.

In Rorinlacha bzw. Neustadt am Main gibt es vier unterschiedliche Klosterstätten.
Die Kirche des ersten Klosters von 738 auf dem Michelsberg, die Michilstat, wurde 1974 ausgegraben.
Das Kloster an der Alten Statt von 742 wurde 1981/82 ausgegraben.
Die Vierungskirche der Neuen Statt von 781 wurde 1946/47, 1968/69, 1982 und 1985 ausgegraben.
Die erste Marienkirche wurde um 1995 vom damaligen Pfarrer Langhans entdeckt.
Und die Basilika von um 1100, dort hat 1987 eine interessante Grabung stattgefunden.
Sie sehen, es existieren weit mehr Informationen in Neustadt am Main.
Leider hat sie Herr Ruf nicht erwähnt.
Das sollte eigentlich ein Kreisheimatpfleger des Altkreis Lohr wissen.


Die Fakten:

In Rorinlacha (heute Neustadt) begann die Christianisierung mit Burkard im Jahr 738 auf dem Michaelsberg, damals Michilstat genannt, mit der Gründung des ersten Klosters in Neustadt am Main. Burkard erhielt den Grund vom Hausmeier Karl Martell (Urkunde DO III 354). Karl Martell kannte Burkard seit langem sehr gut. Karl starb am 22. Okt. 741. Die vom BLvD 1974 ausgegrabene erste Kirche auf dem Michaelsberg wird in dem Artikel von Herrn Ruf ignoriert.

Burkard wurde Anfang 742 von Bonifatius zum Bischof von Würzburg ernannt, nicht geweiht. Denn er wurde ja schon 737/38 in Rom vom Papst zum Bischof geweiht. Die erste Zeit als Bischof soll sich Burkard, laut Lorenz Fries, noch in Rorinlacha aufgehalten haben. Megingaud wurde sein Nachfolger in Rorinlacha.

Der Grund für die Klostergründung der „Alten Statt“ im Tal von Rorinlacha war: Der heilige keltische See wurde um 742 überbaut, die Anweisung von Papst Gregor I. um 600 wurde befolgt: „Errichtet christliche Stätten an den Stätten der Volksgewohnheit“. Der ehemalige große See im Klosterareal ist seit 1992 durch Ludwig Wamser bezeugt. Viele weitere Beispiele von solchen Klostergründungen gibt es dafür!

Die vom BLvD 1981/82 ausgegrabene „Alte Statt“ (Kloster mit Kirche) wird auch im Artikel von Herrn Ruf ignoriert. Die Patrozinien der Kirche an der Alten Satt waren Martin, Maria, Petrus und Paulus. Die Patrozinien Martin und Maria wurde nicht erst später erfunden, Herr Ruf!

Burkard starb 755 (nicht 753 oder 754) in Homburg am Main, nachdem er Anfang 754 mit ca. 70 Jahren als Bischof zurücktrat und Megingaud ihn 754 als Bischof in Würzburg ablöste.

Megingaud ist Anfang 769 als Bischof von Würzburg zurückgetreten (worden) und ging zurück nach Rorinlacha. Urkundlich erwähnt: „Der Ort, der ihm einst von einem gewissen Hatto überlassen worden war“. Hatto war ein Mattone, wie Megingaud. Und die Mattonen haben absolut nichts mit Lohr zu tun!

Die „Neue Statt“, neben der „Alten Statt“ , wird auch nicht in dem Artikel von Herrn Ruf erwähnt. Sie wurde 1946/47 von Dr. Boeckelmann und 1968/69 + 1982 + 1985 + 1991 vom BLvD ausgegraben.

Die „Neue Statt“ wurde 772 von Karl dem Großen initiiert, Grund war ein Ausbildungskloster für die geplante Sachsenmissionierung von Karl (Es ist keine Erfindung aus dem 19. Jhd.!).

Karl und Karlmann waren ab Oktober 768 Könige des Frankenreich, der Ostteil (also Würzburg) gehörte zu Karlmann. Karlmann setzte Berowelf 769 als Bischof von Würzburg ein. Karls Bruder Karlmann starb aber am 4. Dezember 771 ganz plötzlich und unerwartet! Karl übernahm sofort die Alleinherrschaft über das gesamte Frankenreich, obwohl es Erben bei Karlmann gab, und begann im Folgejahr 772 die Sachsen-Missionierung mit dem Schwert und Kreuz.

50 Würzburger Mönche wurden deswegen nach 772 von Karl nach Neustadt am Main geschickt, nicht von Berowelf. Sie wurden in Neustadt als Missionare ausgebildet. Diese Missionstätigkeiten der Neustädter Mönche sind später bezeugt: 3 Äbte vom Kloster Neustadt, Spatto, Tancho und Harud, sind ab ungefähr um 804/810 – 829 gleichzeitig Bischof von Verden an der Aller.

Die Patrozinien der Vierungskirche an der „Neuen Satt“ waren Martin, Dionysius, Salvator und Hl. Kreuz. Das Patrozinium Maria existierte separat bei der ab 781 existierenden Marienkapelle. Der Nordturm der heutigen Basilika gehörte zu der „Neuen Satt“. Er steht frei und ist im gleichen Winkel wie die Vierungskirche der „Neuen Statt“ nach Osten ausgerichtet.

783 (nicht 794) ist Megingaud in Neustadt gestorben, sogar das Bistum Würzburg hat diese Fakten auf seiner Homepage erwähnt. 794 ist Berowelf, sein Nachfolger als Bischof in Würzburg, gestorben. Diese Jahresdaten sind schon seit langem von Dr. Heinrich Wagner geklärt worden.

Die große Basilika mit Kloster, die 3. Klosterstätte im Tal, die 4. insgesamt in Neustadt, wurde um 1100 erbaut. Der Bau der romanischen Abteikirche St. Martin und Maria wurde durch Abt Adalgerus, der aus dem Reformkloster Hirsau kam, veranlasst.

Klaus Weyer, Kreuzwertheim

Mehr Details in meinem Buch:
Vom Keltenheiligtum (Locoritum) zum karolingischen Missionskloster
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