Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
FOTO MARTINA SCHNEIDER
Die Kirche auf dem Michaelsberg bei Neustadt steht auf legendärem Siedlungsgrund.
  Vorne der Michaelsberg 

Luftbild 1965
Auf dem Luftbild von 1965 erkennt man die ehemalige Befestigungsanlage des merowingischen oder karolingischen Jagdschlosses auf dem Michaelsberg
  Die neue Klostergeschichte in der Mainpost 2006 Teil 1 

Erstellt am 20.5.2006, letzte Korrektur am 30.03.2013

 

 

Artikel 1 der neuen Klostergeschichte.

Geschrieben von Martina Schneider, mit nachträglichen Korrekturen von Klaus Weyer.

 

 

Keimzelle der Christianisierung

Legendäre Gründung

 

"In Neustadt existierten bereits vor 769 erste christliche Spuren", betont Klaus Weyer. Aufzeichnungen, die das erste Benediktinerkloster in Neustadt erst im Jahre 769 ansiedelten, hält er für nicht mehr zutreffend. Bereits um 638, unter dem karolingischen Hausmeier Pippin I., dem Vater der Heiligen Gertrud, habe sich eine Kapelle auf dem Michaelsberg befunden.

 

Die Kapelle war wahrscheinlich in Holzbauweise errichtet und gehörte zum Jagdschloss Rorinlacha, das die Merowingerkönige oder deren karolingische Hausmeier auf dem Michaelsberg über dem Main hatten erbauen lassen. "Ein Hausmeier war derjenige, der für den merowingischen König die Regierungsgeschäfte führte", erklärt Weyer. Der 52-Jährige hat bei seinen Recherchen in der Neustädter Geschichte herausbekommen, dass sich die erste Benediktinerzelle auf dieser Anhöhe befand. Insgesamt mindestens sechs unterschiedliche Gebäude des Benediktinerklosters existierten in Neustadt in der Zeit von um 738 bis 1803, weiß Weyer.

 

Der erste Abt Burkard, der 742 von Bonifatius zum Bischof in Würzburg benannt wurde, habe die allererste Zelle am Michaelsberg in der Zeit um 738 gegründet. Aufzeichnungen von Lorenz Fries (1489-1550) aus dem Jahr 1546 in dessen Chronik belegen, dass Burkard in seinen ersten Jahren als Bischof noch in Neustadt gewohnt hatte. Die Quelle sei zuverlässig. Weyer: "Lorenz Fries war Geheimsekretär, Kanzleivorstand, Archivar, Rat und Reichstagsgesandter unter drei Würzburger Fürstbischöfen und hatte Zugriff auf viele Quellen, die heute, nach vielen Rechtsstreitigkeiten mit den Klostervögten, dem Bistum Würzburg und Kriegen und deren Folgen, nicht mehr existieren."

 

In der Chronik von Fries war Weyer auf die Zusammenhänge zwischen Burkard und dem damaligen Rorinlacha gestoßen. "Bonifatius hat damals von dem Hausmeier Pippin III. das Jagdschloss mit einer Kapelle auf dem Michaelsberg bekommen, Burkard hat dieses als kleines Kloster genutzt und somit die erste Klosterzelle schon vor 769 in Neustadt gegründet." Das heißt für den Hobby-Historiker: "Nicht Megingaud war der erste Abt in Neustadt, sondern Burkard." (Das war übrigens auch die Meinung von Pfarrer Link, er nannte sich sogar später Georg „Burkard“ Link). Als Burkard Anfang 742 nach Würzburg ging, habe er Megingaud als seinen Nachfolger und Abt für die Klosterzelle in Neustadt eingesetzt.

 

"Bevor also Megingaud der zweite Bischof von Würzburg war, war er ab 742 in Rorinlacha auf dem Michaelsberg oder im Tal an der "alten Statt" tätig, erklärt Weyer und kombiniert: "Das war sicher der Grund, warum Megingaud 769 laut der Fries-Chronik wieder nach Rorinlacha/Neustadt zurückging." Kopien alter Chroniken und Aufzeichnungen füllen die Regale in Weyers Arbeitszimmer in Neustadt. Viele Stunden hat er in ihnen studiert.

 

"Wahrscheinlich Megingaud baute in der Zeit um 742 das zweite Benediktinerkloster im Tal", kombiniert Klaus Weyer. Für ihn ist es das Kloster "an der alten Statt". "Die Benediktiner bauten ihre Klöster immer im Tal." Die Patrozinien dieses Klosters waren Martin, Petrus und Paulus und Maria. Weyer: "Nach deren Geburtsdaten wurde die Kirche in einem Winkel von +13,5 Grad östlich aufgestellt." Dies hat Benediktinermönch Dr. Franziskus Büll aus Münsterschwarzach anhand einer Formel errechnet.

 

Die 32 Quadratmeter große Saalkirche wurde aus Stein gebaut, der rund 250 Quadratmeter große Konvent in Holzbauweise errichtet. Teile der Grundmauern der Kirche und des Klausturms wurden auf Initiative von Pfarrer Rudolf Langhans durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Anfang der 80er Jahre bei Ausgrabungen gefunden. Bis heute gebe es dazu jedoch keinen offiziellen Grabungsbericht, bedauert Weyer. Die Grundmauern der kleinen Saalkirche und des zugehörigen Konvents befinden sich komplett unter dem jetzigen Pfarrhaus und Pfarrheim.

 

Über die Lage weiterer Klostergebäude des zweiten Klostergebäudes in Neustadt gibt es heute zwei Hinweise. Auf die beiden Punkte wird im Artikel 2 der neuen Gründungsgeschichte eingegangen.

 

Zum Artikel 2 der neuen Klostergeschichte.

 

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